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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Entwicklung <strong>nicht</strong> zu entziehen, indem sie Kritik an der <strong>Gesundheit</strong>sversorgung<br />

und dem Medizinsystem zugelassen haben. Geht<br />

man von einem Ursache-Wirkungs-Denken aus, ist es am wahrscheinlichsten,<br />

anzunehmen, daß durch die zu Volkshochschulen<br />

strömenden KursleiterInnen und Teilnehmenden ein Orientierungswechsel<br />

der <strong>Gesundheit</strong>sbildung möglich war, <strong>nicht</strong> umgekehrt.<br />

Wahrscheinlich fand aber beides parallel nebeneinander statt. Es<br />

waren KursleiterInnen, die alternative Heilverfahren und Übungsweisen<br />

als Kritik an der Schulmedizin in die Volkshochschulen eingebracht<br />

haben. Sie haben ihre TeilnehmerInnen gefunden, die<br />

<strong>nicht</strong> mehr an die Allmacht der Medizin geglaubt haben. Volkshochschulen<br />

haben diese Entwicklung zugelassen, weil sie <strong>sich</strong> selbst<br />

gerade neu orientierten und <strong>sich</strong> <strong>nicht</strong> mehr nur als Übersetzer der<br />

Wissenschaft für Laien verstanden.<br />

Die für die Volkshochschulen der Gegenwart typische <strong>Gesundheit</strong>sbildung<br />

in ihren konzeptionellen Grundlagen ist dann im wesentlichen in<br />

den achtziger Jahren aus verschiedenen sozialen Bewegungen als Gegenbewegung<br />

zur offiziellen <strong>Gesundheit</strong>spolitik entstanden: aus der<br />

Frauenbewegung, der Ökologiebewegung und der <strong>Gesundheit</strong>sbewegung.<br />

Dieses Entstehen aus sozialen Bewegungen ist für die Geschichte<br />

der Erwachsenenbildung, besonders der Volkshochschulen, <strong>nicht</strong> untypisch.<br />

16 Gemeinsam war den neuen sozialen Bewegungen ein Mißtrauen<br />

gegen – meist männliche – Experten aus der Medizin, der Physik<br />

und der Chemie, die mit wissenschaftlichen Möglichkeiten und<br />

Begründungen entgegen den Interessen, Ängsten und Zukunftshoffnungen<br />

von Menschen handelten. Volkshochschulen wurden hier von<br />

einer Institution, die die Wissenschaft den Menschen näherbringen<br />

sollte, zu einem Raum, der eine Kritik an Wissenschaft und die Suche<br />

nach Alternativen ermöglichte, zu einem emanzipativen Raum im<br />

Gegensatz zu dem in den siebziger Jahren noch geforderten normativen<br />

Kontrollraum der Verhaltensänderung (zu einem Raum der Selbstbestimmung<br />

und <strong>nicht</strong> der Fremdbestimmung). In der <strong>Gesundheit</strong>sbildung<br />

wurden Volkshochschulen so allmählich zu Mittlern zwischen<br />

dem formellen und dem informellen Sektor des <strong>Gesundheit</strong>swesens<br />

(Venth, 1994c). Die Institutionen der Erwachsenenbildung boten die<br />

Gelegenheit, Lernbedürfnisse zu erfüllen, die ihre Ursache in gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen hatten.<br />

„Das Verständnis von Krankheit und Krankheitsentstehung, wie es kulturell<br />

lange und einschneidend zementiert war, geriet gesellschaftlich ins<br />

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