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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Dieses Nichtwissen über innere Vorgänge, die mit beobachtbaren Veränderungen<br />

einhergehen, bezeichnen wir als Lernen. Wir entscheiden<br />

uns, die Ursache für die beobachtete Veränderung im psychischen System<br />

zu suchen (und behaupten einen Zusammenhang mit dem<br />

Nichtraucherkurs). Die Ursache des Nichtwissens liegt <strong>nicht</strong> in einem<br />

Mangel an Forschung, sondern in der Unzugänglichkeit des <strong>nicht</strong> beobachtbaren<br />

psychischen Systems. Lernen ist damit etwas, was im psychischen<br />

System stattfindet – entweder als Zustandsänderung oder<br />

durch Perturbation des Organismus oder des sozialen Systems ausgelöst<br />

–, aber nur im sozialen System (als Handeln oder Kommunikation)<br />

oder durch Selbstbeobachtung, d.h. Kommunikation eines psychischen<br />

Systems mit <strong>sich</strong> selbst, beobachtbar ist. 18<br />

Für <strong>Gesundheit</strong>sbildung ist wichtig, daß die Perturbation, die die<br />

Zustandsänderung Lernen <strong>nicht</strong> determiniert, sondern bestenfalls auslöst,<br />

durch das soziale System, aber auch durch den Organismus, d.h.<br />

fühlend, erfahrend, erfolgen kann. Es gibt keinen Grund, anzunehmen,<br />

daß Lernen ausschließlich sprachlich erfolgen muß. In einem Teil<br />

der Praxis des Lernens zu unterschiedlichen Themen scheint <strong>sich</strong> gegenwärtig<br />

die Auffassung durchzusetzen, daß Lernen über den Organismus<br />

angeregt werden kann (z.B. Kinesiologie, Suggestopädie, Lernen<br />

mit allen Sinnen ...).<br />

Im Zentrum eines konstruktivistischen Verständnisses von Erkenntnis<br />

steht der Begriff der Beobachtung, denn nach Maturana/Varela (1991)<br />

ist die Wirklichkeit immer die Wirklichkeit eines Beobachters oder<br />

einer Beobachterin, der oder die sein Wirklichkeitsbild konstruiert.<br />

Der – aktive – Vorgang des Beobachtens, der Voraussetzung für jeden<br />

Lernprozeß ist, <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> dabei mit Simon (1995a, S.13ff.) 19 differenzieren<br />

in Unterscheidung und Bezeichnung. Unterscheiden bedeutet,<br />

daß ein Phänomen von seinem Kontext, seiner Umwelt unterschieden<br />

wird (die Kuh auf der Weide von der Weide oder Krankheitssymptome<br />

von gesunden Phänomen), d.h., es wird eine Grenze zwischen einer<br />

Innenseite (der Kuh oder den Krankheitssymptomen) und der<br />

Außenseite (der Weide oder den gesunden Phänomenen) gezogen.<br />

Bezeichnen meint, daß ein zweites Phänomen als Zeichen für dieses<br />

erste Phänomen gesetzt wird (das Wort Kuh für das von der Weide<br />

unterschiedene Ding, der Name einer Krankheit, z.B. Lungenkrebs,<br />

für die verschiedenen Symptome). Bereits die Möglichkeit der Unterscheidung<br />

beruht auf Vorerfahrungen beim Beobachter, ist somit <strong>nicht</strong><br />

objektiv, sondern vom Beobachter abhängig. Die Beobachtung setzt<br />

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