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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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schnell erkannt ist, wenn man wie folgt die Rollen umdreht: Ein Mann<br />

A ist seit mehreren Jahren mit einer Frau B verheiratet, die ihre Freizeit<br />

einem aufwendigen Hobby widmet (Yoga lernen?). Aus der Tatsache,<br />

daß Frau B ihrem Mann A <strong>nicht</strong> die Aufmerksamkeit schenkt, die<br />

dieser erwartet, schließt er, daß er seiner Frau wenig bedeutet, weil er<br />

selbst unattraktiv, langweilig und lieblos ist. Seine Selbstzweifel plagen<br />

ihn, und mit der Zeit verliert er die Achtung vor <strong>sich</strong> selbst.<br />

So realistisch dieses Bild, von Becker (a.a.O., S.304) in den klassischen<br />

Rollen „Mann vernachlässigt Frau“ beschrieben erscheint, so schnell<br />

wird es in seiner Umkehrung unglaubwürdig. Es entspricht <strong>nicht</strong> den<br />

Verhaltenserwartungen an Männer.<br />

Wie selbstbezogenes Verhalten mit dem Verhalten anderer der eigenen<br />

Person gegenüber zusammenhängt, ist offen<strong>sich</strong>tlich von verschiedenen<br />

Faktoren abhängig, deren einer die geschlechtsspezifische Sozialisation<br />

sein könnte. Wie Person A auf das Verhalten von Person B bezüglich<br />

des selbstbezogenen Verhaltens und der eigenen Persönlichkeitsstruktur<br />

reagiert, <strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> <strong>nicht</strong> voraussagen. Es ist nur eine Verhaltensvariante,<br />

auf Vernachlässigung mit Selbstvernachlässigung zu reagieren,<br />

Selbstanleitung – um in Beckers Terminologie zu bleiben – wäre eine<br />

andere Verhaltensvariante, Selbstbestätigung, Selbstunterdrückung<br />

wären weitere. Person A muß das Verhalten von B <strong>nicht</strong> auf <strong>sich</strong> selbst<br />

beziehen, sie kann ihr selbstbezogenes Verhalten u.U. gar <strong>nicht</strong> ändern,<br />

sondern statt dessen das Verhalten zur Person B.<br />

Becker (a.a.O., S.308ff.) entwickelt aus dem Ursache-Wirkungs-Zusammenhang<br />

ein – seiner Aussage nach vereinfachtes – Modell, das die<br />

Komplexität zumindest teilweise widerspiegeln kann. Dieses Modell<br />

<strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> durch einige Veränderungen von Beckers Sicht an eine konstruktivistische<br />

Sichtweise anpassen:<br />

Die Persönlichkeit eines Menschen ist ein Erklärungsprinzip für beobachtbares<br />

Verhalten anderen, <strong>sich</strong> selbst und der Welt gegenüber. Es<br />

wird erklärt aus dem zurückliegenden Verhalten in zurückliegenden<br />

Interaktionen und Begegnungen mit der Systemumwelt. Aktuelles<br />

Verhalten wird aus der Persönlichkeit und der aktuellen Situation heraus<br />

erklärt. In Abweichung zu Becker ist hier zu ergänzen, daß die<br />

Interaktion ohne das Verhalten der beteiligten Personen <strong>nicht</strong> möglich<br />

ist, auch hier also eine Wechselbeziehung besteht. Eine Erklärung (neben<br />

anderen) für die Persönlichkeitseigenschaften liegt in dem zurückliegenden<br />

Verhalten anderer Personen, wichtiger Bezugspersonen, das<br />

kurz- und mittelfristige Folgen (Reaktionen auf Perturbationen) hatte.<br />

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