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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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inhaltliche Planungen oder Vorgaben. Sein Wissen steht <strong>nicht</strong> im Vordergrund,<br />

sondern wird nur auf Nachfrage ergänzt, er gibt keine Lösungen<br />

vor, bemüht <strong>sich</strong> allerdings <strong>nicht</strong> explizit um eine Position der<br />

Neutralität. Er setzt, mit anderen Worten, die Spielregeln. Dazu muß<br />

er das Schema Achtung/Mißachtung als Differenzschema nutzen. Gemeinsame<br />

inhaltliche Planung und aktive Mitgestaltung der Teilnehmenden<br />

setzt Flexibilität voraus.<br />

Die meisten der zur Beschreibung einer „Haltung der Gelassenheit“<br />

benutzten Differenzschemata sind in diesem Text demnach – eher implizit<br />

als explizit – vorhanden, sie sind – entsprechend der anderen<br />

Funktion des Textes – aber auch wenig konkret.<br />

Im Text findet <strong>sich</strong> ein weiteres Differenzschema, das an unterschiedlichen<br />

Textstellen noch scheinbar widersprüchlich genutzt wird: die<br />

Differenz von Selbstverantwortung und Verantwortung anderer. Einerseits<br />

soll der Kursleiter Selbstverantwortung stärken, andererseits hat er<br />

den TeilnehmerInnen gegenüber Verantwortung. Er soll auf externe<br />

Unterstützung (Verantwortung) verweisen. Laienkompetenz ist wichtiger<br />

als medizinische Orientierung, aber Selbstbehandlung ist auf<br />

Fremdkompetenz angewiesen. Ein Rückbezug zum Ursprung der Textstellen<br />

erklärt den Kontext dieser scheinbaren Widersprüche: Während<br />

die Selbstverantwortung überwiegender Grundtenor – und auch das<br />

Neue im Rahmenplan – ist, wird bei psychosozialen Kursen die Verantwortung<br />

der KursleiterInnen gefordert. Während Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Grundtenor ist und vor allem in den politisch orientierten Textteilen<br />

gefordert wird, ist in den medizinnäheren Textteilen die Warnung<br />

vor inkompetenter Selbsthilfe angebracht. Dieser Widerspruch<br />

ließe <strong>sich</strong> mit einem damals noch <strong>nicht</strong> ausgereiften Diskussionsprozeß<br />

erklären. Gruppenprozesse im psychosozialen Kontext so zu gestalten,<br />

daß Teilnehmende die Verantwortung für die Art und Tiefe ihrer<br />

seelischen Erlebnisse selbst übernehmen können, erfordert spezifische<br />

Kompetenzen, die <strong>nicht</strong> von Anfang an vorausgesetzt werden können.<br />

Eine andere mögliche Erklärung liegt aber in der Einführung des Differenzschemas<br />

selbst: Wenn – und das ist eine wesentliche Intention<br />

des Rahmenplans – Selbstbestimmung als die eine Seite der Differenz<br />

neu eingeführt wird, ist es gleichzeitig unumgänglich, Grenzen dieser<br />

Differenz aufzuzeigen. Wenn Teilnehmende selbst verantwortlich sind<br />

für ihr Tun, dann müssen auch KursleiterInnen selbst Verantwortung<br />

für ihr Tun innerhalb der Interaktion – und zwar als KursleiterInnen<br />

– übernehmen. Sie verantworten <strong>nicht</strong> das Handeln der Teilnehmen-<br />

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