24.02.2013 Aufrufe

Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sozialisation <strong>nicht</strong> außerhalb der System-Umwelt-Differenz, sondern<br />

sie wird seines Erachtens erst durch diese Differenz möglich. Ein System<br />

kann erst dadurch von einem anderen System „lernen“, daß es<br />

<strong>sich</strong> von ihm unterscheidet. Es muß seine Lernprozesse selbst gestalten,<br />

kann aber in dieser Gestaltung durch Differenz die Komplexität anderer<br />

Systeme nutzen.<br />

Um dies zu erklären, ist es notwendig, das Phänomen der Interpenetration<br />

zu verstehen. Interpenetration ist ein Verhältnis von autopoietischen<br />

Systemen, aber es kennzeichnet weder eine Beziehung<br />

zwischen getrennten Systemen noch eine Überschneidungsmenge von<br />

Systemen. Es ist eine Besonderheit der System-Umwelt-Beziehung insofern,<br />

als es in dieser Beziehung eine entscheidende Rolle spielt, daß<br />

zu dieser Umwelt ein autopoietisches System gehört (<strong>nicht</strong> daß die<br />

Umwelt eines ist!). Die interpenetrierenden Systeme bleiben für einander<br />

Umwelt, machen <strong>sich</strong> aber wechselseitig Eigenkomplexität zugänglich.<br />

Komplexität meint, daß eine Vielzahl von Elementen, z.B. Handlungen<br />

nur selektiv verknüpft werden können, sie bedeutet also Selektionszwang.<br />

Mit anderen Worten: Ein System bereichert <strong>sich</strong> dadurch,<br />

daß es die Zahl seiner Möglichkeiten erweitert. Vielfältigkeit von<br />

Möglichkeiten zwingt aber dazu, einige auszuwählen (und andere eben<br />

<strong>nicht</strong> zu wählen). Um z.B. Yoga als eine Form der Lebensbewältigung<br />

neben vielen anderen Möglichkeiten zu lernen oder zu praktizieren,<br />

müssen vorübergehend – für den Augenblick des Lernens oder Praktizierens<br />

– die anderen Möglichkeiten ausgeschlossen werden. Wenn<br />

eine Person etwas tut, tut sie damit jeweils etwas anderes zugleich<br />

<strong>nicht</strong>. Ihre Komplexität und Wahlmöglichkeit erhält sie dadurch, daß<br />

sie etwas anderes tun könnte (lesen, schwimmen, spazierengehen ...).<br />

Das Problem von Lernprozessen besteht darin, daß sie andere Möglichkeiten<br />

ausschließen, daß die Geschichte des Erlernens eines Verhaltens<br />

eine Geschichte der Reduzierung von Möglichkeiten ist. Die moderne<br />

Hirnforschung beschreibt z.B., daß bei einem neugeborenen Kind alle<br />

Gehirnzellen miteinander vernetzt sind und in der Geschichte des Erlernens<br />

von Fähigkeiten andere Verbindungen abgeschnitten werden,<br />

so daß <strong>sich</strong> Verhaltensmuster etablieren. Dies ist solange kein Problem,<br />

wie die Reduzierung der Komplexität bekannt bleibt und es möglich<br />

ist, auch eine andere Wahl zu treffen, wie Bekanntes in Frage gestellt<br />

werden kann und in Erinnerung gerufen wird, daß die Person etwas<br />

anderes tun könnte (Simon, 1996).<br />

106

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!