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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Ergebnisse einer Beobachtung nie unabhängig von der Beobachtungsmethode<br />

– dies gilt auch für wissenschaftliche Sichtweisen. In bezug<br />

auf <strong>Gesundheit</strong> erklärt dies z.B., warum unterschiedliche ExpertInnen<br />

bei der Betrachtung eines Phänomens zu unterschiedlichen Ergebnissen<br />

kommen: Der europäische Mediziner findet ein medizinisches<br />

Phänomen. Der traditionelle chinesische Mediziner findet eine<br />

Schwankung im Energiegleichgewicht; der Familientherapeut eine<br />

krankmachende Familienkonstellation usw. In partizipativen Modellen<br />

betrieblicher <strong>Gesundheit</strong>sförderung wird die Ursache von Fehlzeiten in<br />

fehlender Kommunikation gesucht. Der Arbeitsschutzexperte findet<br />

die Ursache in mangelnder Einhaltung der Sicherheitsvorschriften. Alle<br />

beobachten Wirklichkeit mit ihren Beobachtungsmethoden, und sie<br />

finden jeweils unterschiedliche Wirklichkeiten.<br />

Bei der Suche nach einer neuen Möglichkeit der Begriffsbestimmung<br />

von Bildung kann man auf Schäffter (1995a, S.55) zurückgreifen:<br />

„Das, was wir mit dem Begriff Bildung unterscheiden und bezeichnen,<br />

<strong>läßt</strong> <strong>sich</strong> ... als das integrative Prozeßgefüge eines Sinnsystems rekonstruieren.<br />

Der Begriff bezeichnet eine Selbstbewegung, die zwar von einem systemrelativen<br />

Außen angeregt und gefördert werden kann, die dann aber<br />

als interne Bewegung, als ein autonomer Aneignungsprozeß zwischen (systemrelativem)<br />

Innen und Außen verläuft ... Bildung ließe <strong>sich</strong> in diesem<br />

Verständnis als eine besondere Transformation von Sinnstrukturen verstehen,<br />

in der ein Äußeres kognitiv gestaltend verinnerlicht und ein Inneres<br />

über Selbstbeobachtung und Selbstbeschreibung produktiv ausdrückbar<br />

wird. Bildung wäre also als produktiv verarbeitende Prozeßstruktur einer<br />

dialektischen Innen-Außen-Relationierung aufzufassen.“ Versucht man,<br />

diese etwas kompliziert anmutende Definition von Bildung neu zu<br />

fassen, sind Prozeß, Sinnsystem (hier: das psychische System), Transformation,<br />

Innen-Außen, Außen-Innen und Beobachtung die Schlüsselwörter.<br />

Es geht um einen (prozeßhaften) Vorgang an der Grenze des<br />

psychischen Systems, in dessen Zentrum die Beobachtung (als Innen-<br />

Außen-Beziehung) steht. Die Besonderheit psychischer Systeme ist ihre<br />

Fähigkeit zur Beobachtung (zum Unterscheiden und Bezeichnen) der<br />

Umwelt und Selbstbeobachtung des Systems, eine aktive Leistung der<br />

Konstruktion von viabler Wirklichkeit, die für die Aufrechterhaltung<br />

der Selbstreferentialität des psychischen Systems unabdingbare Voraussetzung<br />

ist. Für ein psychisches System ist es also <strong>nicht</strong> möglich, <strong>nicht</strong><br />

zu lernen, weil es ständig beobachtet, Wirklichkeit konstruiert, auf<br />

Viabilität überprüft und neu konstruiert.<br />

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