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Gesundheit läßt sich nicht lehren - Arbeitskreis ...

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Erwachsenenbildung <strong>nicht</strong>; darin besteht ein Unterschied. Während<br />

für Therapie gesund/krank eine Leitdifferenz ist, wendet <strong>sich</strong> Bildung<br />

<strong>nicht</strong> an Gesunde, sondern differenziert zwischen wissend und <strong>nicht</strong>wissend<br />

(dazu schafft sie Nichtwissen, so wie Therapie Krankheit erfindet),<br />

aber <strong>nicht</strong> zwischen gesund und krank. Therapie ließe <strong>sich</strong> als<br />

eine Interaktionsform beschreiben, „bei welcher einer der Beteiligten den<br />

anderen einer Prozedur ... unterzieht, die den Übergang von einem als<br />

krank zu einem als gesund bezeichneten Zustand herbeiführen soll“<br />

(a.a.O., S.21). Die unterschiedlichen Rollen als TherapeutIn und PatientIn<br />

stehen immer auch mit Macht im Zusammenhang. Beide verfügen<br />

über unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten, deren Komplementarität<br />

darin begründet ist, daß die Möglichkeiten des selbstbezüglichen<br />

Handelns begrenzt sind. „Die Macht des Heilers besteht darin,<br />

daß er in diesem obskuren Phänomenbereich aufgrund seiner Beobachtungsmethoden<br />

und aufgrund seines Expertenwissens, eines Geheimwissens,<br />

Einfluß auf imaginäre Interaktionspartner – z.B. die Krankheit – ausüben<br />

kann. Das kann der Patient <strong>nicht</strong>. Ob der Therapeut über diese Beobachtungs-<br />

und Einflußmöglichkeiten tatsächlich verfügt, mag dahingestellt<br />

sein. Zu seiner traditionellen Rolle gehört, daß ihm diese Macht zugeschrieben<br />

wird“ (a.a.O., S.25).<br />

Die Rollen zwischen Lernenden und Lehrenden lassen <strong>sich</strong> als ebenso<br />

komplementär denken, will doch einer der Beteiligten den anderen<br />

einer Prozedur unterziehen, die den Übergang von einem als unwissend<br />

zu einem als wissend bezeichneten Zustand herbeiführen soll. Zur<br />

traditionellen Rolle von Lehrenden gehört, daß ihnen die Definitionsmacht<br />

zwischen Wissen und Nicht-Wissen zugeschrieben wird. Auch<br />

hier gibt es ein Machtverhältnis. Ob ein Phänomen (z.B. Lese- und<br />

Rechtschreibschwäche) als wissend/unwissend oder gesund/krank beschrieben<br />

wird, ändert <strong>sich</strong> kulturspezifisch. Die Unterscheidung zwischen<br />

Bildung und Therapie liegt demnach in der Art der Differenz,<br />

<strong>nicht</strong> im Machtverhältnis. Für ein innovatives therapeutisches Konzept<br />

ist es hilfreich, die Differenz zwischen gesund und krank als sozial definiert<br />

zu erkennen und Definitionsmacht an Patienten/Klienten zurückzugeben.<br />

Für ein innovatives pädagogisches Konzept ist es ebenso<br />

hilfreich, die Differenz zwischen (gesundheitsbezogen) wissend und<br />

<strong>nicht</strong>wissend als sozial definiert zu erkennen und Definitionsmacht an<br />

Teilnehmende zurückzugeben. 31<br />

Wo immer wir auch im Konkreten die Grenze finden, wird sie von<br />

Beobachtern geschaffen sein. Konsequent wäre es, diese Konstruktion<br />

121

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