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Die Molekularkrafte der Pflanzen. 125<br />

der Blatter, dass ihr Zellsaft tief blau gefarbt ist. Die Zellen sind nicht<br />

abgestorben, denn es ist Protoplasmabewegung in ihnen vorhanden, und<br />

man sieht also, dass der Farbstoff die Zellhaut sowie das Plasma passirt<br />

haben muss *).<br />

Nach den Resultaten unserer Untersuchungen zu urtheilen, vermogen<br />

manche Stoffe (Farbstoffe, Zuckerarten, Pflanzensauren, Mineralstoffe) die<br />

Hautscbichten des Plasmas haufig nicht als solche zu diosmosiren. Damit<br />

ist aber nicht gesagt, dass das Hyaloplasma unter alien Umstanden im-<br />

permeabel fiir die genannten Korper sei. Neuere Beobachtungen verschiedener<br />

Forscher, die aber noch keineswegs zum Abschluss gelangt<br />

sind, fuhren vielmehr zu einer anderen Ansicht. Es scheint, dass bestimmte<br />

StofFe, die fur gewohnlich das Plasma nicht passiren, dasselbe<br />

zu durchwandern vermogen, wenn energische Stoffaccumulationen in den<br />

Zellen stattfinden. Das Hyaloplasma verandert auch wahrscheinlich in<br />

Folge der Lebensvorgange selbst und den Bediirfnissen der Zellen entsprechend<br />

seine diosmotischen Eigenschaften, aber es wird erst fortgesetzte<br />

energische Forschung uber diese Verhaltnisse Licht verbreiten konnen.<br />

59. Der Turgor und die Plasmolyse.<br />

Die im Zellsaft gelosten Substanzen (Mineralstoffe, organische<br />

Sauren, Zuckerarten etc.) befordern auf osmotischem Wege Wasser in<br />

das Innere der Zellen. Indem das Volumen des Zellsaftes dadurch<br />

raehr und mehr wachst, ubt derselbe einen Druck auf das Protoplasma<br />

und die Zellhaut aus, welche ihrerseits freilich dehnbar, aber zugleich<br />

auch elastisch sind. Die Grosse der Turgorausdehnung einer Zelle<br />

ist somit abhangig von der Grosse der in ihrem Innern zur Geltung<br />

koramenden Turgorkraft einer- und der Grosse des Widerstandes der<br />

gedehnten Zellschichten (Protoplasma sowie Zellhaut) andererseits 2<br />

).<br />

Man kann Apparate construiren, welche in der That gute Dienste<br />

leisten, wenn es sich darum handelt eine unmittelbare Vorstellung<br />

vom Wesen des Turgors zu gewinnen. Ich benutze dazu Glasrohren<br />

von 80 mm Lange und 40 mm Weite. Man verschliesst zunachst die eine<br />

Oeffnung einer solchen Rohre mit einem Stuck Schweinsblase, fiillt<br />

die Rohre mit einer fast concentrirten Rohrzuckerlosung vollig an<br />

und bindet auch uber das obere Rohrenende ein Stuck Schweinsblase.<br />

Diese sogen. kunstliche Zelle taucht man nun in destillirtes Wasser<br />

unter. Die Zuckerlosung zieht auf osmotischem Wege Wasser an, so<br />

dass der Zellinhalt, dessen Volumen mehr und mehr wachst. einen<br />

immer starker werdenden Druck auf die Membranstiicke geltend<br />

macht. Diese wolben sich convex nach aussen vor, tiben aber in Folge<br />

ihrer Elasticitat ihrerseits auch einen Druck auf den Zellinhalt aus,<br />

so dass also in unserem Apparat eine betrachtliche Spannung (Turgorspannung)<br />

zwischen der Zuckerlosung und den Membranstucken<br />

zu Stande kommen muss. Wenn die kunstliche Zelle energisch<br />

turgescirt, wird sie aus dem Wasser herausgenommen. Man durchsticht<br />

die eine ihrer Membranen mit einer feinen Nadel und wird<br />

beobachten, dass sofort ein Flussigkeitsstrahl aus der erzeugten<br />

1) Vgl. PFEFFER, Untersuchungen aus d. botan. Institut in Tubingen, Bd. 2,<br />

S. 223 u. 302 und Abhandlungen der mathem.-phys. Cl. der K. Sachs. Gesellschaft<br />

d. Wiss., Bd. 16.<br />

2) Speciellere Auseinandersetzungen uber das Wesen des Turgors vgl. in meinem<br />

Lehrbuch d.<br />

Pflanzenphysiologie, 1883. S. 213.

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