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396 Fiinfter Abschnitt.<br />

Keimpflanzen treten alsbald aus den Tiillmaschen hervor; sie wachsen<br />

aber nicht gerade nach abwarts, sondern ihre<br />

schief an die Unterflache des Tiills an und<br />

Spitze<br />

wachst<br />

legt sich<br />

nun an<br />

sofort<br />

dieser<br />

dicht angeschmiegt abwarts fort. Die Wurzeln wenden sich, wie es<br />

auch unsere Abbildung zeigt, bei ihrem Austritt aus dem Siebboden<br />

nach derjenigen Seite hin, wo das Keimbett mit der Verticalen den<br />

kleinsten, spitzen Winkel bildet. Die eintretende Krummung ist Folge<br />

einer verschiedenen Feuchtigkeitsvertheilung auf der dem Keimbett<br />

zu- und abgekehrten Seite der Wurzeln, indessen erscheint es besonders<br />

merkwurdig, dass gerade diejenige Seite der Wurzeln convex<br />

wird, also am energischsten wachst, welche dem feuchten Siebboden<br />

nicht zugewandt ist. Die erwahnten Krummungen der Wurzeln unterbleiben<br />

vollkommen, wenn man den beschriebenen Apparat horizontal<br />

oder auch schief in einer vollig mit Wasserdampf gesattigten Atmosphare,<br />

z. B. unter einer grossen Glasglocke, deren Wande mit Wasser<br />

benetzt sind, aufhangt. In diesein Falle wachsen die Hauptwurzeln<br />

der Keimpflanzen gerade nach abwarts. Wachsthumskrummungen in<br />

Folge ungleichmassiger Feuchtigkeitsvertheilung konnen nicht eintreten;<br />

die Wurzeln folgen, wenn sie sich im dampfgesattigten Raum<br />

bei Ausschluss des Lichtes entwickeln, allein dem richtenden Einfluss<br />

der Schwerkraft.<br />

181. Der Hydrotropismus Ton Mucor Mueedo.<br />

Den Mucor Mucedo lernten wir bereits unter 30 kennen. Die<br />

Sporangientrager der Mucorarten zeichnen sich, wie WORTMANN *)<br />

feststellte, dadurch aus, dass sie negativ hydrotropisch sind. Entwickeln<br />

sie sich in der Nahe eines feuchten Korpers, so wenden sie<br />

sich daher von diesem ab. Ich habe mich davon iiberzeugt, dass es<br />

leicht gelingt, diese Thatsache in fol gender Weise festzustellen.<br />

Etwas Kuh- oder Pferdemist bleibt unter einer Glasglocke einige<br />

Tage sich selbst uberlassen. Es entwickelt sich eine tippige Vegetation<br />

von Mucor Mucedo, eben derjenige Pilz, den wir fur unser Experiment<br />

brauchen. Wir legen einen kleinen, mit Wasser durchfeuchteten<br />

Brotwiirfel in eine flache Glasschale und bedecken diese<br />

mit einer Glasplatte, welche dem Rande der Schale dicht aufliegt und<br />

in der Mitte mit einem Loch von einigen Millimetern Durchmesser versehen<br />

ist. Vor dem Bedecken der Schale mit der Glasplatte bringen wir<br />

mit Hiilfe einer ausgegliihten Nadel einige reife Sporangien der Mucorvegetation<br />

des Mistes auf das Brot und vertheilen die Sporen auf<br />

diesem. Die Sporen keimen alsbald; nach 1 oder 2 Tagen wachsen<br />

schon einige Sporangientrager durch das Loch der Glasplatte hervor,<br />

und es handelt sich nun darum, das negativ hydrotropische Verhalten<br />

dieser Organe zu constatiren. Zu dem Zweck wird an einem Kork<br />

ein Streifen dicker Pappe mit Siegellack befestigt. Dann durchtrankt<br />

man den Pappstreifen mit Wasser und stellt ihn in unmittelbarster<br />

Nahe der aus dem Loche der Glasplatte hervorwachsenden Sporangientrager<br />

auf. Die ganze Vorrichtung wird jetzt, wie auch schon friiher<br />

nach der Aussaat der Mucorsporen, mit einem Papprecipienten bedeckt,<br />

um das Licht auszuschliessen. Nach Verlauf von etwa 24 Stunden<br />

.1) Vgl. WORTMANN, Botanische Zeitung, 1881.

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