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Die Stoffwechselprocesse im vegetabilischen Organismus. 295<br />

Ganz andere Resultate wie an geringelten Weidenzweigen oder<br />

uberhaupt an solchen Zweigen, welche den fiir die Stammgebilde<br />

dicotyler Gewachse typischen Bau besitzen, treten bei Ringelungsversuchen<br />

hervor, wenn man z. B. mit Mirabilis Jalappa oder Nerium<br />

Oleander experimentirt. Und in der That ist der anatomische Bau<br />

der Stammgebilde dieser Pflanzen ein sehr eigenthumlicher.<br />

Stellt man Querschnitte aus etwa 4 mm dicken Stengeln von<br />

Mirabilis her, so erblickt man bei mikroskopischer Untersuchung die<br />

Epidermis', die primare 'Rinde mit ihrem ausseren Collenchymring,<br />

ferner besonders einen aus stark verholzten Zellen (Sklerenchymfasern)<br />

und eingeschalteten Gefftssbundeln bestehenden Ring und den centralen<br />

Stengeltheil. Dieser besteht aus Markgewebe, des'sen Zellen ich noch<br />

Ende October, nachdem Blatter der Pflanze bereits [durch einen<br />

Nachtfrost getodtet waren, reichlich mit Starke angefiillt fand, und in<br />

dem Grundgewebe vertheilten Gefassbundeln mit deutlichem Bast- und<br />

Holztheil. Von einer Ringelung werden diese centralen Gefassbundel<br />

gar nicht beruhrt, so dass also durch die Fortnahme eines Rindenringes<br />

in diesem Fall weder die Leitungsbahnen fiir} die stickstofffreien<br />

noch diejenigen fur die stickstoffhaltigen plastischen Stoffe eine wesent-<br />

liche Unterbrechung erleiden.<br />

Wir wahlen einen kraftigen, reich beblatterten Spross von Nerium<br />

Oleander aus, entfernen in einer Hohe von etwa 20 mm fiber der<br />

Sprossbasis einen Rindenring und befestigen das Untersuchungsobject<br />

derartig unter Beihulfe von Watte in der Bohrung eines Korkes, der<br />

ein mit Wasser angefulltes Gefass verschliesst, dass der Spross mit<br />

seinem unteren Ende etwa 80 mm weit in das Wasser eintaucht.<br />

Bei hinreichend hoher Temperatur und nicht zu grosser Trockenheit<br />

der Luft (es ist zweckmassig, die Neriumsprosse im Warmhause<br />

zu halten) brechen nach einiger Zeit zahlreiche Wurzeln aus dem<br />

oberhalb der Ringelungsstelle befindlichen, noch vom Wasser benetzten<br />

Stammtheile hervor. Weiterhin entwickeln sich ebenfalls ziemlich<br />

viele Wurzeln an der Basis des Sprosses, also unterhalb der Ringelungszone.<br />

Die Neriumsprosse verhalten sich also wesentlich anders<br />

wie die Weidensprosse und die , Ursache dieser Erscheinung ist im<br />

anatomischen Bau der Untersuchungsobjecte zu suchen. Bei Salix<br />

sind nur an der Peripherie der Gefassbundel Weichbastelemente vorhanden.<br />

Nerium besitzt nicht nur auf der Aussen-, sondern ebenso<br />

auf der Innenseite der Gefassbundel Weichbast, wovon man sich durch<br />

mikroskopische Untersuchung zarter Querschnitte leicht fiberzeugen<br />

kann. Bei Nerium wird also die Bahn fur die Eiweissleitung durch<br />

die Ringelung keineswegs vollig unterbrochen, wahrend dies bei Salix<br />

der Fall ist. Bei Nerium konnen dem unterhalb der Ringelungsstelle<br />

liegenden Stengeltheile erhebliche Mengen stickstofffreier und auch<br />

stickstoffhaltiger plastischer Stoffe zustromen, und aus diesem Grunde<br />

ist eine ziemlich ausgiebige WT urzelbildung an demselben moglich *) 2<br />

).<br />

Was die Wanderung der stickstofffreien Korper in den sich unter<br />

nonnalen Vegetationsverhaltnissen befindenden Bitumen und Strauchern<br />

anbetrifft, so ist auf Grund der Untersuchungen von TH. HAKTIO, SACHS<br />

1) Literatur: HANSTETN in PRINOSHEIM'S Jahrbuchern f. wissenschl. Botanik,<br />

Bd. 2, und SACHS, Flora, 1863, .8. 33.<br />

21 TJebrigens konnen Eiweissstoffe auch in manchen Fallen im Holz translocirt<br />

werden. Vgl. STASBURGER, Bau und Verrichtunp der Leitungsbahnen, 1891, S. 900<br />

und 911. Die Translocation von Amiden etc. findet im Parenchym statt.

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