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Die Reizbewegungen der Pflanzen. 423<br />

Cultivirt man Phaseoluskeimlinge in der Weise, wie es unter 172<br />

angegeben worden ist, in einem Zinkkasten hinter Glaswand, so ist<br />

leicht zu constatiren, dass die Nebenwurzeln erster Ordnung mit der<br />

Hauptwurzel einen bestimmten Winkel, den man als geotropischen<br />

Orenzwinkel bezeichnet, bilden. Wir haben unsere Cultur im Dunkeln<br />

angestellt, und wenn eine Anzahl von Nebenwurzeln zur Ausbildung<br />

gelangt ist, bezeichnen wir die Richtung ihrer Spitzen durch auf die<br />

Aussenflache der Glasscheibe angebrachte Tuschestriche. Jetzt setzen<br />

wir unseren Apparat bei constant bleibender Temperatur dem Einfluss<br />

des diffusen Tageslichtes aus. Die Spitzen der Nebenwurzeln<br />

verandern, wie schon nach 24 Stunden unzweifelhaft hervortritt, ihre<br />

Wachsthumsrichtung erheblich. Freilich wachsen die Wurzeln auch<br />

bei Lichtzutritt nicht senkrecht nach abwarts, aber der geotropische<br />

Orenzwinkel der neu gebildeten Wurzeltheile ist doch ein erheblich<br />

geringerer als derjenige der im Finstern entstandenen. Das Licht ist<br />

also im Stande, das geotropische Verhalten der Wurzeln in bestimmter<br />

Weise zu beeinflussen.<br />

Untersuchen wir im Fruhjahr den Boden in der Nahe bluhender<br />

Exemplare von Adoxa Moschatellina, so findet man, dass zahlreiche<br />

lfenbeinweisse Rhizome dieser Pflanze das Erdreich durchziehen. Sie<br />

wachsen horizontal im Boden fort, und es fragt sich, welche Umstande<br />

den Plagiotropismus der in Rede stehenden Organe bedingen. Wir<br />

schneiden die Enden einiger Rhizomzweige in einer Lange von<br />

mehreren Centimetern ab, stecken sie mit ihrer Basis in feuchte Erde,<br />

die sich in einem Blumentopfe befindet, so dass ihre Spitzen gerade<br />

nach aufwarts gewandt sind, und stellen unsere Vorrichtung unter<br />

einer Glasglocke in einen dunkeln Raum. Nach Verlauf von einigen<br />

Tagen (bei meinen Versuchen nach 2 3 Tagen) ist der fortwachsende<br />

Theil der Rhizomspitzen horizontal gerichtet, und zwar ist die eingetretene<br />

Wachsthumskrummung, wie aus unserem Experiment sowie<br />

anderweitigen Versuchen hervorgeht, ausschliesslich Folge einer Schwerkraftwirkung.<br />

Der Geotropismus der Rhizome von Adoxa bringt dieselben<br />

aber nicht in eine verticale, sondern, worauf das Hauptgewicht<br />

zu legen ist, in eine horizontale Stellung i<br />

).<br />

Wenn wir die mit ihrer Basis in Erde gesteckten Adoxarhizome in<br />

verticaler oder besser in horizontaler Stellung einseitig beleuchten, so<br />

kriimmen sich ihre wachsenden Spitzen im Laufe einiger Tage vertical abwarts.<br />

Die Abwartskriimmung erfolgt bald nach dieser, bald nach jener<br />

Seite bin ; sie zeigt keine bestimmten Beziehungen zu dem Lichteinfall. Das<br />

Licht beeinflusst auch hier wieder das geotropische Verhalten der Organe<br />

in eigenthiimlicher Art ^heterogene Induction nach NOLL).<br />

Lehrreich ist es ferner, das folgende Experiment, welches ich mit<br />

entblatterten Sprossen von Sida Napaea ausfiihrte, anzustellen, da dasselbe<br />

lehrt, dass vorubergehend auch geotropische Nachwirkungen von<br />

Bedeutung fur die Wachsthumsrichtung von Pflanzentheilen sein konnen<br />

(vergl. iibrigens unter 173). Wir stecken das untere Ende eines Sidasprosses<br />

in den an einer Wand eines Zinkkastens zusammengehauften<br />

feuchten Sand und uberlassen das Untersuchungsobject bei etwa 20 C.<br />

1 1<br />

/ 2 Stunden lang sich selbst in horizontaler Lage, bis eine geotro-<br />

pische Aufwartskriimmung eben begonnen hat. Jetzt drehen wir den<br />

Spross um 90 nach rechts oder links. Nach ferneren 2 3 Stunden<br />

1) Vgl. STAHL, Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft, Bd. 2, H. 8.

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