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Die Reizbewegungen der Pflanzen. 421<br />

Basis beschrankt. Wir ban gen auch noch altere oder jungere Weidenzweigstiicke<br />

im Marz oder Juli derartig in Glascylindern auf, dass<br />

ihre morphologische Spitze nach abwiirts, ihre morphologische Basis<br />

aber nach oben gekehrt ist. Es ergiebt sich wieder, dass an der<br />

Spitze Triebe, an der morphologischen Basis aber besonders zahlreiche<br />

und kraftige Wurzeln zur Ausbildung gelangen. Die Experimente<br />

mit umgekehrt aufgehangten Zweigstiicken lehren also, dass<br />

die Wirkung der Schwerkraft nicht die unmittelbare Ursache der<br />

von uns bezuglich der Entwickelung von Trieben und Wurzeln constatirten<br />

Erscheinungen sein<br />

Es ist sicher, dass die<br />

kann.<br />

Polaritat von Pflanzentheilen, d. h. der<br />

Gegensatz von Basis und Spitze an denselben, nicht Folge geheimnissvoller<br />

vitaler Krafte ist, sondern dass dieselbe ausseren Kraften ihre<br />

Entstehung verdankt. Wir haben alien Grund zu der Annahme, nach<br />

welcher in erster Linie die Schwerkraft jene Polaritat ursprunglich<br />

bedingte, und wir konnen uns mit Riicksicht auf die hier in Betracht<br />

kommenden Fragen etwa die folgende Vorstellung bilden. Wenn die<br />

Gravitation stets in der namlichen Richtung und durch zahllose<br />

Generationen hindurch auf die Gewachse einwirkt, so kann durch<br />

Summirung der Wirkungen schliesslich eine erbliche Eigenschaft der<br />

Ptianzentheile resultiren, die wir eben als Polaritat bezeichnen. Diese<br />

letztere ware danach als eine durch die Schwerkraft herbeigefuhrte,<br />

tiber das Leben des Individuums hinausgreifende Nachwirkungserscheinung,<br />

als ein Phanomen inharenter oder stabiler Induction, oder,<br />

wie man gewohnlich zu sagen pflegt, als eine erbliche Disposition<br />

aufzufassen. Von diesem Gesichtspunkte aus wiirde auch die Thatsache<br />

begreitlich sein, dass die Schwerkraft keinen wesentlichen<br />

directen Einfluss auf das Auswachsen der Knospen und Wurzeln an<br />

Pflanzentheilen mit ausgepragter Polaritat geltend zu machen im Stande<br />

ist 1<br />

). Uebrigens<br />

ubt die Gravitation auf diese letzteren dennoch unter<br />

bestimmten Bedingungen eine in die Augen fallen'de Wirkung aus,<br />

wovon man sich leicht durch ein Experiment, das ich in folgender<br />

Form anstellte, uberzeugen kann. Ein ziemlich grosser Zinkkasten<br />

wurde bis zur Halfte mit Wasser angefiillt. Ueber die Wasserflache<br />

wurde dann eine Reihe von Weidenzweigstucken von 200 mm Lange<br />

und 12 mm Durchmesser in eine horizontale Lage gebracht, was leicht<br />

geschehen kann, indem man sie an ihren Enden auf geeignete, aus<br />

dem Wasser hervorragende Unterlagen auflegt. Das Zinkblechgefass<br />

schloss ich nicht vollig luftdicht mit einem Deckel ; die Untersuchungsobjecte<br />

befanden sich aber im Dunkeln. Die Experimente, welche<br />

im Marz und April angestellt wurden, ergaben, dass die Knospen<br />

sich vorwiegend an der morphologischen Spitze der Weidenzweigstucke<br />

entwickelten , wahrend zumal die Basis derselben Wurzeln bildete.<br />

Es ist aber hier fur uns besonders die speciellere raumliche Orientirung<br />

der Triebe und Wurzeln von Bedeutung. Jene bildeten sich<br />

namlich insbesondere an der Ober-, diese an der Unterseite der horizontal<br />

gelegten Weidenzweigstucke aus, ein Erfolg, der olme Zweifel<br />

auf Schwerkraftwirkung beruht. Uebrigens sind bei derartigen Versuchen<br />

mit Riicksicht auf das individuell recht verschiedenartige Ver-<br />

1) Nicht alle Sprosse besitzen eine derartig auseepragte<br />

Polaritat wie die<br />

Weidenzweige, und solche sind dann auch localer Induction zuganglich. Verejl.<br />

SACHS, Vorlesungen uber Pflanzenphysiologie.

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