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Die Reizbewegungen der Pflanzen. 419<br />

Ein ausgezeichneter Fall localer Induction von Dorsiventralitat<br />

lasst sich bei Experimenten mit den horizontal wachsenden Sprossen<br />

von Thuja<br />

Blattzeilen vorhanden: je eine Blattzeile auf der Ober- und Unter-<br />

occidentalis constatiren l<br />

). An diesen Sprossen sind vier<br />

seite (Facialblatter) ; je eine an den beiden Flanken (Marginalblatter).<br />

Die unter gewohnlichen Verhaltnissen erwachsenen Thujasprosse sind<br />

nun deutlich dorsiventral gebaut, wovon man sich leicht bei mikroskopischer<br />

Untersuchung zarter Querschnitte iiberzeugen kann. Ihr<br />

Mesophyll z. B. ist auf der Oberseite palissadenartig entwickelt, auf<br />

der Unterseite besteht es aus nahezu isodiametrischen Zellen (vergl.<br />

FRANK, PRINGSHEIM'S Jahrbucher, Bd. 9, Tafel 16, Fig. 4). Wenn man<br />

nun im zeitigen Friihjahr vor dem Erwachen der Vegetation (die von<br />

mir ausgefuhrten Versuche begannen Anfang Marz) horizontale Thujasprosse<br />

umkehrt und in dieser Lage fixirt, ohne sie von der Mutterpflanze<br />

abzutrennen, so dass ihre morphologische Unterseite nach<br />

oben gewandt ist, dann entwickeln sich die Sprossenden im Laufe des<br />

Friihlings ganz normal und erlangen auch wie gewohnlich dorsiventralen<br />

Bau. Diejenige Seite der Thujasprosse aber, welche ohne Um-<br />

kehrung zur morphologischen Unterseite geworden ware, wird jetzt<br />

zur Oberseite, wie z. B. das Vorhandensein von Palissadenparenchym<br />

deutlich zeigt, wahrend die erdwarts gewandte Seite der umgekehrten<br />

Sprosse den normalen Charakter der Unterseite annimmt. Die Dorsiventralitat<br />

der Thujasprosse ist also Folge localer Induction. Sie wird<br />

durch Lichtwirkung hervorgebracht, nicht, wie FRANK noch specieller<br />

nachzuweisen sucht, durch Schwerkraftwirkung.<br />

Werden die mehr oder minder zweizeilig beblatterten Sprosse von<br />

Taxus baccata zur Zeit des Austreibens der Knospen, also im Mai,<br />

um 180 gedreht und in dieser Lage, ohne sie von der Mutterpflanze<br />

abzutrennen, durch Festbinden fixirt, so beobachtet man, dass die<br />

jungen Triebe (naturlich nicht die alteren, schon ausgewachsenen)<br />

nach Verlauf einiger Tage durch Drehung wieder in diejenige Lage<br />

zuriickgekehrt sind, welche sie vor Beginn des Experiments besassen.<br />

Wenn man die Taxussprosse vor dem beginnenden Austreiben der<br />

Knospen (meine Versuche begannen Mitte Marz) um 180 dreht und<br />

in dieser Lage fixirt, dann wird, wohl namentlich unter dem Einfluss<br />

der Schwerkraft, alsbald eine Dorsiventralitat in den sich entwickelnden<br />

Sprossen inducirt, die der neuen Lage entspricht, so dass die<br />

Jahrestriebe nunmehr nach einer Umkehrung in die beim Austreiben<br />

angenommene Orientirung zuriickstreben. Der Unterschied zwischen<br />

solchen Taxussprossen , die sich in gewohnlicher Weise entwickelt<br />

haben, und solchen, welche aus Knospen hervorgegangen sind, die an<br />

zeitig im Fruhjahr um 180 gedrehten alteren Spross sassen, pragt<br />

sich aber wesentlich darin aus, dass bei jenen die Lange der Nadeln<br />

von der Unter- zur Oberseite der Zweige abnimmt, wahrend bei diesen<br />

die langsten Nadeln der Oberseite angehoren (Anisophyllie) 2<br />

).<br />

193. Die Polaritftt der Pflanzentheile.<br />

Zahlreiche Pflanzentheile, zumal viele Sprosse, lassen die Erscheinung<br />

einer ausgeprSgten Polaritat deutlich erkennen. Die<br />

1) Vgl. FRANK in PRINGSHEIM'S Jahrbuchern, Bd. 9, 8. 147.<br />

2) Vgl. FRANK, Die naturliche wagerechte Richtung von Pflanzentheilen, 1870,<br />

S. 24.<br />

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