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424 Fiinfter Abschnitt.<br />

finden wir, dass die Krummung des Sprosses in Folge einer geotropischen<br />

Nachwirkung in horizontaler Richtung eine sehr energische<br />

geworden ist. Mit dieser Krummung hat sich aber eine andere, nach<br />

aufwarts gerichtete, die ihr Zustandekommen einer directen Schwerkraftwirkung<br />

verdankt, combinirt, so dass der Spross schief aufwarts<br />

gewandt erscheint.<br />

Von erheblichem Interesse ist es, die Thatsache festzustellen, dass<br />

es Pflanzentheile giebt, deren Richtung sich in Folge ihrer heliotropischen<br />

Eigenschaften von dem Stande der Sonne abhangig erweist.<br />

Wenn man im Freien wachsende Exemplare von Tragopogon orientalis<br />

zur Bliithezeit betrachtet, so findet man, dass die Bliithenstande<br />

nur am Morgen geoffnet sind. Sie schliessen sich im Laufe des Vormittags.<br />

In den Morgenstunden sind nun die Bluthenkopfchen nach<br />

Osten gewandt; sie folgen am Tage dem Laufe der Sonne iiber Stiden<br />

nach Westen, ein Phanomen, das ich oft beobachtete, und richten<br />

sich in der Nacht gerade empor. Die Bewegung der Bliithenstande<br />

von Tragopogon wird durch den sie tragenden Stengeltheil vermittelt.<br />

Dieser ist zur Bliithezeit der Pflanze stark heliotropisch reizbar und<br />

wachst auf seiner jeweiligen Schattenseite immer starker als auf seiner<br />

der Sonne direct zugekehrten Seite, so dass die angefiihrten Be-<br />

wegungserscheinungen<br />

resultiren mtissen x<br />

).<br />

Die radiar gebauten Pflanzentheile sind sehr allgemein orthotrop;<br />

sie wachsen gerade nach abwarts oder aufwarts. Plagiotrope Organe<br />

.sind dagegen gewohnlich dorsiventral.<br />

Wir bedecken den Boden eines grossen Zinkkastens mit feuchtem<br />

Sand, haufen einen Theil desselben an einer der Wande des Kastens<br />

zu einem Wall zusammen, in welchen wir das untere Ende der Untersuchungsobjecte<br />

hineinstecken, so dass dieselben im iibrigen den Sand<br />

nicht beruhren und horizontal gerichtet sind. Wir experimentiren mit<br />

Pflanzentheilen, die unter normalen Verhaltnissen deutlichen Plagiotropismus<br />

erkennen lassen, denn es handelt sich gerade fur uns<br />

darum, die Ursachen desselben festzustellen, und wahlen zunachst<br />

junge Stengeltheile von Pyrus Malus, Auslaufer von Potentilla reptans<br />

oder solche von Ajuga reptans zur Beobachtung. Es mtissen stet&<br />

mehrere moglichst gleichartig entwickelte Untersuchungsobjecte von<br />

15 20 cm Lange sorgfaltig ausgewahlt werden ; wir entblattern sie<br />

und bringen einige derartig in unseren Kasten, dass ihre Oberseite<br />

nach oben, andere so, dass ihre Unterseite nach oben gewandt ist<br />

Nun bedecken wir den Kasten mit einem Deckel. Die Stengeltheile<br />

bleiben langere Zeit (z. B. 24 Stunden lang) in dem feuchten, dunkeln<br />

Raume sich selbst uberlassen. Nach dieser Zeit finden wir alle Objecte<br />

aufwarts gekrummt, diejenigen, welche mit der Unterseite nach<br />

oben horizontal gelegt worden sind, aber starker als die ubrigen, wie<br />

man noch genauer durch Feststellung der Kriimmungsradien ermitteln<br />

kann. Diese Aufwartskrummung ist in jedem Falle Folge des negativen<br />

Geotropismus der Stengeltheile, aber bei normaler Lage wirkt<br />

demselben die Epinastie entgegen, wahrend das Zustandekommen<br />

einer starkeren Wachsthumskrummung bei verkehrter Lage der Sprosse<br />

als Folge des gleichsinnigen Zusammenwirkens von Geotropismus und<br />

Epinastie angesehen werden muss. Die Epinastie, d. h. das starkere<br />

Wachsthum der Oberseite von Pflanzentheilen, ist nach H. DE VRIE&<br />

1) Vgl. WIESNER, Denkschrift. d. Akademie d. Wiss. in Wien, Bd. 43.

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