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Die Reizbewegungen der Pflanzen. 437<br />

diese Operation das Austreiben tiefer stehender Augen bedingt, deren<br />

Knospen nicht oder nur in unbedeutendem Grade zur Ausbildung gelangt<br />

waren, wenn man die Sprosse an der Spitze nicht abgebrochen<br />

hatte.<br />

Eine weitere Correlationserscheinung kann man an Keimlingen<br />

von Phaseolus multiflorus leicht constatiren. Wenn man dieselben in<br />

lockerer Gartenerde cultivirt und das Epicotyl, nachdem es einige cm<br />

lang geworden ist, dicht iiber dem Boden abschneidet, so entwickeln<br />

sich statt des entfernten Stengeltheils die in den Achseln der Cotyledonen<br />

vorhandenen Knospen zu Sprossen, welche bald aus dem Boden<br />

hervortreten.<br />

Es ist eine bekannte Thatsache, dass sich die Stiele der Bliithenknospen<br />

fast aller Arten der Gattung Papaver in einem gewissen Entwickelungsstadium<br />

nach abwarts kriimmen, eine Erscheinung, die, soweit<br />

die Untersuchungen reichen, auf Correlation beruht. Die mit<br />

ihrem Stiel in organischer Verbindung befindliche Knospe ubt auf<br />

denselben einen bestimmten Einfluss aus, welcher dahin fuhrt, dass<br />

er sich stark kruinmt und nach abwarts biegt. Der Beweis fur das<br />

Gesagte liegt in dem Resultat des folgenden, zuerst von VOCHTING *)<br />

ausgefiihrten Experiments, das ich mit gutem Erfolg unter Benutzung<br />

einer im Freien wachsenden Mohnpflanze wiederholte. Man schneidet<br />

einige Knospen von ihren Stielen ab und uberlasst die letzteren nun<br />

ohne weiteres sich selbst oder befestigt in anderen Fallen die Knospen<br />

mit Hiilfe feiner Seidenfaden wieder an ihren Stielen. Die Krummung<br />

der Stiele verschwindet stets nach Verlauf einiger Zeit, und unser<br />

Versuch lehrt, dass ihr Vorhandensein keineswegs einfach Folge des<br />

Knospengewichts ist, sondern auf Correlation beruht.<br />

In hohem Grade lehrreich ist es, mit Riicksicht auf den uns hier<br />

interessirenden Gegenstand die Eigenthiimlichkeiten und das Verhalten<br />

der Knospenschuppen verschiedener Pttanzen genauer ins Auge zu<br />

fassen 2<br />

). Bei Aesculus und Pavia sind die ausseren Schuppen der<br />

Winterknospen braun und hautig. Es folgen dann saftige, griine,<br />

recht grosse Schuppen und endlich die Laubblatter. Die entwickelungsgeschichtliche<br />

Untersuchung lehrt schon, dass alle Knospenschuppen<br />

nichts anderes sind als auf geringen Stufen der Ausbildung zurflckgebliebene<br />

Laubblatter, und zu dem namlichen Resultat fuhrt das<br />

folgende Experiment. Wenn man Aesculus- und Paviasprosse gleich<br />

nach dem Austreiben der Winterknospen, ohne die Zweige von der<br />

Mutterpflanze abzutrennen, entgipfelt und ihrer Blatter beraubt, so<br />

entwickeln sich die in den Blattachseln angelegten Knospen im Laufe<br />

des Sommers zu Laubtrieben, wahrend sie normalerweise zu Winterknospen<br />

wiirden. Das Merkwurdige der sich geltend machenden Correlationserscheinung<br />

besteht nun aber darin, dass die zur Ausbildung<br />

kommenden Triebe keine Knospenschuppen, sondern (so beobachtete<br />

ich es wenigstens bei meinen Experimenten) nur Zwischenformen<br />

zwischen Schuppen und Laubblattern sowie Laubblatter produciren.<br />

Die unteren Blatter der Sprosse haben kleine, aber schon gegliederte<br />

Spreiten, und diese letzteren sitzen einem grfinen, schuppenartigen Blatttheile<br />

auf, wahrend die hoher stehenden Blatter die Gestalt normaler<br />

Laubblatter besitzen. Es besteht bei Aesculus und Pavia sowie auch<br />

1) Vgl. VOCHTING, Die Bewegungen der Bluthen und Fruchte, Bonn 1882.<br />

2) Vgl. GOBEL, Botanische Zeitung, 1880, S. 771 u. 807.

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