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126 Zweiter Abschnitt.<br />

Oeftnuug hervorspritzt, wahrend die Membranen erschlaffen. In der<br />

turgescirenden Zelle muss also ein erheblicher Druck bestanden haben.<br />

Sehr lehrreich 1st ferner das folgende Experiment, welches man<br />

auch bequem in der Vorlesung ausfiihren kann. Ein GlSschen wird<br />

mit verdiinnter Ferrocyankaliumlosung angefullt und ein kleines Stuck<br />

Kupferchlorid in die Fliissigkeit geworfen. Das Kupferchlorid umgiebt<br />

sich sofort mit einer Niederschlagsmembran von Ferrocyankupfer,<br />

und indem es Wasser von aussen anzieht, wird diese letztere gedehnt.<br />

Es entsteht auf diese Weise eine turgescirende kiinstliche Zelle<br />

(TRAUBE'sche Zelle), die aber schnell an Grosse zunimmt und allmahlich<br />

mehrere cm Lange erreichen kann. Indem namlich die braune<br />

Ferrocyankupfermembran gedehnt wird, treten von innen geloste<br />

Kupferchloridmolekiile, von aussen Ferrocyankaliummolekiile in dieselbe<br />

ein. Diese Membranogene gerathen in der Membran mit einander<br />

in chemische Wechselwirkung ; es resultiren Ferrocyankupfermolekule,<br />

welche das durch Dehnung eingeleitete Wachsthum der Membran<br />

thatsachlich herbeifiihren 1<br />

).<br />

Wenn man zu den Zellen der Staubfadenhaare von Tradescantia,<br />

zu den Epidermiszellen der Blatter dieser Pflanze oder zu Spirogyrafaden,<br />

die im Wassertropfen auf dem Objecttriiger liegen, vom Deckglasrande<br />

aus Glycerin oder Zuckerlosung treten lasst, so machen sich<br />

die unter 58 erwahnten Erscheinungen geltend. Die Zellen gehen<br />

aus dem turgescirenden in den plasmolytischen Zustand iiber. Ihr<br />

Protoplasma lost sich von der Zellwand ab und zieht sich zusammen.<br />

indem der Zellsaft sein Wasser nach aussen an die wasseranziehenden<br />

Flussigkeiten (Glycerin, Zuckerlosung) abgiebt. Durch die Plasmolyse<br />

gehen die Zellen keinesvvegs sofort zu Grunde, was sich schlagend<br />

aus der Thatsache ergiebt, dass das Protoplasma plasmolytisch<br />

gemachter Zellen der Staubfadenhaare von Tradescantia noch langere<br />

Zeit impermeabel fiir den im Zellsaft gelosten violetten Farbstoff bleibt.<br />

\Vir mussen aber auch Versuche anstellen, urn den Nachweis dafiir<br />

beizubringen, dass es leicht moglich ist, aus vielen Geweben bestehende<br />

Pflanzentheile aus dem turgescirenden in den plasmolytischen Zustand<br />

uberzufuhren. Wir experimentiren mit jungen Bliithenschaften von<br />

Butomus umbellatus und Plantagoarten, mit Blattstielen von Tropaeolum,<br />

mit dem etiolirten Epicotyl von Phaseolus oder mit den<br />

Hauptwurzeln dieser Pflanze (Keimpflanzen in Sagespanen gezogen).<br />

Auf die 50100 mm langen Stengel- respect. Wurzelstiicke tragen<br />

wir in Entfernungen von 40 90 mm feine Tuschemarken auf. Die<br />

Wurzeln werden vor dem Auftragen der Marken sorgsam<br />

mit feiner<br />

Leinwand abgetrocknet. Wir benutzen beste chinesische Tusche, die<br />

wir mit Wasser anreiben. Zum Auftragen der Marken dient ein<br />

Marderpinsel, der stets sorgfaltig rein zu halten ist. Haben wir die<br />

Untersuchungsobjecte nach dem Auftragen der Marken einige Minuten<br />

in feuchter Luft liegen lassen, urn das Adhariren der Tusche zu<br />

sichern, und die Entfernung der Marken mit Hiilfe eines Millimetermaasstabes<br />

festgestellt, so gelangen die Pflanzentheile in eine 10-proc.<br />

wasserige Losung von Kochsalz oder Kalisalpeter. Sie verlieren in<br />

diesen Losungen ihren Turgor, gehen in den plasmolytischen Zustand<br />

iiber, werden schlaff, und man kann nach Verlauf kurzerer oder<br />

1) Vgl. TRAUBE in DU BOIS-REYMOND'S iuid EEICHERT'S Archiv f. Anat. und<br />

Physiol., 1867, S. 87.

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