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Die Reizbewegungeu der Pflanzen. 409<br />

jiingere Theile gerichtet sind, eine Erscheinung,<br />

wir noch zuriickkommen.<br />

auf deren Ursache<br />

189. Die Mechanik dcs Windens dcr Schlingpflanzcn.<br />

Wenn das Ende des Stengels einer Schlingpflanze durch die<br />

rotirende Nutation im Raum herumgefiihrt wird, so kann dasselbe<br />

offenbar leicht mit einer geeigneten Stiitze in Beriihrung gelangen.<br />

Fur das Verstandniss der Phanomene, die beim Winden beobachtet<br />

werden konnen, ist es vor allem wichtig, die rotirende Nutation, bei<br />

deren Zustandekommen das fortdauernd negativ geotropische Verhalten<br />

der Stengel, wie wir unter 187 sahen, eine so wichtige Rolle spielt,<br />

und ferner den Widerstand der Stiitzen zu beriicksichtigen. Diese<br />

beiden Momente bedingen es, dass windende Stengel um Stiitzen in<br />

einer Schraubenlinie herumlaufen, und sie reichen auch bin, um die<br />

Erscheinung zu erkliiren, die wir bei Windungen um Stiitzen beobachteten,<br />

dass die obersten Winduugen flach und relativ weit, die<br />

unteren aber steiler sind. Es ist namlich zu beriicksichtigen, dass<br />

die Stengel der Schlingpflanzen, wenn Windungen an ihnen hervorgetreten<br />

sind, noch langere Zeit fortwachsen, und sie werden dabei in<br />

Folge der Wirkung der Schwerkraft geotropisch aufgerichtet. Ist eine<br />

Stiitze vorhanden, so kann eine vollige Geradestreckung der alteren<br />

Stengeltheile nicht zu Stande kommen, denn die Stiitze tritt ja hindernd<br />

in den Weg. Die windenden Stengel legen sich den Stiitzen<br />

nun in einer Schraubenlinie dicht an, und der Neigungswinkel der<br />

diinner die<br />

Sprossaxen wird schliesslich ein um so geringerer sein, je<br />

Stiitze ist. Beim Winden um dicke Stiitzen erfolgt das Anlegen der<br />

alteren Stengeltheile an dieselben hingegen friiher; die Aufrichtung<br />

der Internodien ist alsbald gehindert, und die fertigen Windungen erscheinen<br />

daher relativ flach.<br />

Auft'allend ist vielleicht auf den ersten Blick die Thatsache, dass<br />

freie Windungen an uberhangenden Sprossenden der Schlingpflanzen,<br />

die sich unter durchaus normalen Verhaltnissen im Freien entwickeln,<br />

nur selten in typischer Form hervortreten , wahrend sie an abge-<br />

schnittenen Stengelstiicken, wie wir gesehen haben, leicht entstehen.<br />

Indessen bei genauerer Ueberlegung wird die Sache alsbald klar. Die<br />

Wachsthumsfahigkeit abgeschnittener Sprosse ist auf jeden Fall eine<br />

erheblich geschwachte. Freie Windungen konnen freilich durch die mit<br />

dem Wachsthum verbundene rotirende Nutation zu Stande kommen,<br />

aber die geotropische Aufrichtung der Internodien macht sich nur in<br />

unvollkommenem Maasse geltend. Die in der Natur kraftig wachsenden<br />

und iiber die Stutzen hinausragenden Sprossenden der Schlingpflanzen<br />

reagiren meistens so lebhaft auf die Einwirkung der Gravitation, dass<br />

dadurch gewohnlich eine fast vollige<br />

nodien herbeigefiihrt wird und somit<br />

Geradestreckung ihrer Inter-<br />

keine bleibenden freien Windungen<br />

entstehen konnen.<br />

Wir stellen nun noch verschiedene Experimente an, deren Resultate<br />

dazu geeignet sind, uns weitere Einsicht in die Mechanik des<br />

Windens der Schlingpflanzen zu gewahren.<br />

Neben eine in einem Blumentopf oder in freiem Boden zur Entwickelung<br />

gelangte junge, recht kraftige Pflanze von Phaseolus multi-<br />

florus wird eine Stiitze von 30 mm Durchmesser gestellt. Nachdem<br />

die Stiitze einige Male vom Stengel umwunden ist, wird sie entfernt

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