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402 Fiinfter Abschnitt.<br />

gefiihrt. Der Beleuchtungswechsel wirkt gleichsinnig auf das Wachsthum<br />

der die Bewegungen vermittelnden basalen Partien der Blattgebilde<br />

ein, aber die antagonistischen Gewebecomplexe der Organe<br />

werden ungleich schuell afficirt, und dadurch kommen die hier behandelten<br />

nyctitropischen Bewegungen zu Stande. Die biologische<br />

Bedeutung der nachtlichen Verticalstellung vieler Laubblatter ist offenbar<br />

darin zu suchen, dass durch dieselbe einer zu starken Warmeausstrahlung,<br />

die leicht von nachtheiligen Folgen fiir die Pflanzen sein<br />

konnte, vorgebeugt wird, wahrend das Oeifnen und Schliessen der<br />

Bluthen zu den Bestaubungsverhaltnissen in Beziehung steht.<br />

In ahnlicher Weise wie durch den Wechsel der Beleuchtungsverhaltnisse<br />

werden an verschiedenen Pflanzentheilen lebhafte Bewegungen<br />

durch Temperaturschwankungen hervorgerufen. Wir haben es hier<br />

zumal mit Bluthen zu thun, und als ausgezeichnete Untersuchungsobjecte<br />

sind bluhende Exemplare von Tulipa gesneriana, vor allem<br />

aber solche von Crocus vernus (weiss bluhende Varietal) zu nennen.<br />

Ich brachte in Blumentopfen cultivirte Exemplare dieser letzteren<br />

Pflanze aus einem Zimmer, in welchem eine Temperatur von 19 C.<br />

herrschte, in ein solches von 5 C. Die zunachst geoffneten Bluthen<br />

schlossen sich alsbald. Wurden Crocuspflanzen mit geschlossenen<br />

Bluthen aus einem Zimmer, in welchem eine Temperatur von 5 C.<br />

herrschte, in ein solches von 19 C. gebracht, so offneten sich die<br />

Bluthen schnell. Die Schliessungsbewegungen der Blumenblatter bei<br />

der Abkiihlung eiuer- und die Oeffnungsbewegungen bei der Erwarmung<br />

andererseits gingen in meinen Versuchen so lebhaft vor sich,<br />

dass der Beginn derselben, wenn der Temperaturwechsel erfolgt war,<br />

bereits nach Verlauf einiger Minuten mit dem unbewaffneten Auge constatirt<br />

werden konnte. Crocusbliithen reagiren iibrigens auch schon<br />

auf sehr geringe Temperaturschwankungen. Die durch Temperaturschwankungen<br />

inducirten Bewegungen machen sich sowohl bei Zutritt<br />

des Lichtes als auch in constanter Finsterniss geltend.<br />

Handelt es sich darum, festzustellen, dass die hier besprochenen,<br />

durch den Wechsel der Beleuchtungs- und Temperaturverhaltnisse inducirten<br />

Bewegungen Folge von Wachsthumsvorgangen sind, so kann dies<br />

nur durch die Ausfuhrung feinerer Messungen geschehen. Wir wahlen.<br />

Crocus als Untersuchungsobject. Hier liegt die Zone, in welcher in erster<br />

Linie die Bewegung der Perigonblatter erfolgt, dicht iiber der Perigonrohre<br />

im unteren Fiinftel der Perigonzipfel. Wir schneiden die innereii<br />

3 Perigonzipfel fort und bringen auf Aussen- sowie Innenseite der ausseren<br />

Zipfel in der Mitte der Zone starksten Bewegungsvermogens in Entfernungen<br />

von etwa 3 mm feine Tuschepunkte an. Leicht kenntliche<br />

Spitzen oder Ecken dieser Punkte dienen bei den Messungen mit Hiilfe des<br />

unter 153 erwahnten horizontal gelegten Mikroskops als Marken. Wenn<br />

z. B. auf die Perigonzipfel der geschlossenen Bluthen Punkte aufgetragen<br />

sind und wir bestimmen die Entfernung der Marken abermals, nachdem<br />

die Untersuchungsobjecte durch hohere Temperatur zu Oeffnungsbewegungen<br />

veranlasst wurden, dann finden wir diese Entfernung auf der Aussenseite der<br />

Zipfel fast unverandert, auf der Innenseite aber merklich gewachsen, vielleicht<br />

um 0,08 mm bei 3 mm anfanglicher Entfernung. Diese Verlangerung<br />

auf der convex gewordenen Seite der Perigonzipfel ist eine bleibende,<br />

also eine durch Wachsthumsvorgange fixirte. Bei Schliessungsbewegungen<br />

der Bluthen verlangert sich die convex werdende Aussenseite der Zipfel<br />

viel ansehnlicher als die antagonistische Seite.

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