Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell
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Vergleichende Fallstudienanalyse und Empfehlungen im Hinblick auf die Kategorie Betriebspraktika<br />
Beurteilung aus Sicht des Evaluationsteams:<br />
Die zusammenfassende kritische Würdigung konzentriert sich auf die Frage, inwieweit die<br />
Leistungsziele, die Richtlinien für berufliche Praxis (Stichworte: För<strong>der</strong>ung von Fach-, Sozial-<br />
und Methodenkompetenzen, Authentizität, Selbständigkeit) und die in Kapitel 4.3.1<br />
(Teil I) behandelten einschlägigen Literaturempfehlungen zur Gestaltung von<br />
Betriebspraktika (konkret: durch die Verzahnung von Theorie und Praxis, die Vergabe von<br />
Noten, die Wahl <strong>der</strong> Dauer und des Zeitpunkts und die Ergiebigkeit <strong>der</strong> Praktika) im Rahmen<br />
<strong>der</strong> untersuchten Betriebspraktika erreicht bzw. umgesetzt werden konnten. Zusätzlich sind<br />
die Kooperation zwischen Schule und Betrieb und eine verbesserte Kommunikation <strong>der</strong><br />
Rahmenbedingungen relevante Aspekte, welche den Katalog <strong>der</strong> bisher als kritisch referierten<br />
Erfolgsfaktoren erweitern und daher ! mit Blick auf die Planung und Durchführung von<br />
Betriebspraktika im Rahmen von an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong> ! ebenso diskutiert werden. 22<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die für die einzelnen Module definierten Leistungsziele nicht immer<br />
erreicht werden konnten. Gründe hierfür finden sich sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Konzeption<br />
<strong>der</strong> Praktika, als auch auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Umsetzung: Die Ziele wurden z. T. zu hoch gesteckt,<br />
zu wenig realistisch formuliert und den Betrieben nicht kommuniziert. Auch im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Umsetzung werden Verbesserungspotenziale sowohl aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe als auch<br />
aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden deutlich: Die Betriebe bekunden einerseits teilweise sehr heterogene<br />
Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Praktikanten im Hinblick auf <strong>der</strong>en Reife. Die Praktikanten beklagten<br />
sich an<strong>der</strong>erseits teilweise darüber, dass ihnen in den Betrieben zu wenig qualifizierte<br />
Arbeiten übertragen wurden. Beide Rückmeldungen deuten darauf hin, dass die Betreuung<br />
von Praktikanten umfassende Herausfor<strong>der</strong>ungen an die Betriebe stellt, die daher weiter unten<br />
näher erläutert werden. Ferner wurde im Rahmen <strong>der</strong> Erhebungen deutlich, dass sich die Betriebe<br />
eine Mitwirkungsmöglichkeit bei <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Lernziele wünschen, um sicherzugehen,<br />
dass diese im konkreten betrieblichen Kontext (Branche, vorgesehene Abteilungen)<br />
auch erreicht werden können. Dabei stehen die Beteiligten umso eher vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung,<br />
die Lernziele einerseits generisch für möglichst alle Praktikanten und an<strong>der</strong>erseits spezifisch<br />
im Hinblick auf den jeweiligen Kontext zu definieren. Diese Aufgabe dürfte umso<br />
schwieriger werden, je mehr Unternehmen unterschiedlicher Branchen und vorgesehener Abteilungen<br />
in das Praktikum involviert sind.<br />
Die Richtlinien für berufliche Praxis konnten nur teilweise erfüllt werden: So zeigen die drei<br />
analysierten Praktika, dass mit Blick auf die Richtlinien für die berufliche Praxis bzw. die<br />
Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Arbeitswelt darauf geachtet werden sollte, neben den fachlichen Zielen<br />
auch solche aus den Bereichen <strong>der</strong> Sozial- und Methodenkompetenzen zu integrieren. Grundsätzlich<br />
wurde <strong>der</strong> Praxisbezug grossmehrheitlich mit einigen Einschränkungen positiv<br />
beurteilt: Letztlich dürfte <strong>der</strong> Grad des Praxisbezugs abhängig von <strong>der</strong> Ergiebigkeit <strong>der</strong><br />
gegebenen Aufgabenstellungen und <strong>der</strong> Praktikumsdauer sein, die daher weiter unten im<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> Integration von Praktika in den Schulalltag diskutiert wird. Je länger<br />
ein Praktikant im Betrieb bleibt, um so ergiebigere Aufgaben können ihm anvertraut werden.<br />
Grundsätzlich ! darauf lassen die Erfahrungen aus Trogen schliessen ! bietet aber auch ein<br />
Kurzzeitpraktikum die Möglichkeit, ausgewählte betriebliche Prozesse vertieft kennen zu<br />
lernen. Beson<strong>der</strong>s sinnvoll erscheint die Vor- und Nachbereitung <strong>der</strong> Erfahrungen aus dem<br />
Praktikum, wobei eine Unternehmensanalyse zur Vorbereitung und ein Praktikumsbericht<br />
bereits als eine umfassende Problemstellung betrachtet werden können, weil so Wissen aus<br />
unterschiedlichen Fachgebieten mobilisiert werden kann. Die von den Beteiligten<br />
wahrgenommene Authentizität kann schliesslich durch den Grad an Selbständigkeit <strong>der</strong><br />
22<br />
Um das Betriebspraktikum auch an an<strong>der</strong>en <strong>Handelsmittelschulen</strong> mit mehr als einer Klasse durchführen zu<br />
können, braucht es eine entsprechende Anzahl an Betrieben, die auch bereit sind, Praktikanten zu übernehmen.<br />
Dies kann jedoch nicht einfach vorausgesetzt werden, wie weiter unten näher erläutert wird.<br />
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