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Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

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Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

„Ich hatte die grösste Mühe, die Gruppe <strong>der</strong> Homepage-Gestaltung zu packen. Sie wollten<br />

immer zu Hause arbeiten, weil das Programm zur Erstellung <strong>der</strong> Homepage nur zu<br />

Hause laufe.“<br />

Dadurch würde man den Lernenden bzw. den einzelnen Gruppen noch weniger die Möglichkeit<br />

geben, in Bezug auf ihren Arbeitsfortschritt und ihre spezifischen Problemlagen ein regelmässiges<br />

und sorgfältiges Feedback zu empfangen. Dass dies jedoch unabdingbar ist, zeigen<br />

die vielfältigen Schil<strong>der</strong>ungen sämtlicher Projektbeteiligter. Die Lehrkraft muss zudem<br />

den Lernenden ihre Rolle als Coach von Beginn an klarer kommunizieren. Auch können klare<br />

inhaltliche Aufträge, die auf die Lernvoraussetzungen <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler abgestellt<br />

sind sowie ergänzende und rechtzeitige inhaltliche Inputs (z. B. Erstellen eines Business-Planes)<br />

einer zeitlichen bzw. inhaltlichen Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lernenden entgegenwirken.<br />

Last but not least benötigt eine Lehrkraft angesichts <strong>der</strong> grossen Zahl <strong>der</strong> involvierten<br />

Arbeitsgruppen rechtzeitig <strong>der</strong> Unterstützung durch Praxisvertreter, um die unterschiedlichen<br />

Aufgaben, welche an eine Betreuung eines Lernbüros gestellt werden, erfüllen zu können.<br />

Dennoch kann nicht erwartet werden, dass mit <strong>der</strong>artigen Rahmenbedingungen die Lehrkraft<br />

letztlich von den Lernenden wie ein externer Experte wahrgenommen und (bei gleicher Leistung)<br />

auch entsprechend gleich beurteilt wird. Was sind Gründe hierfür? Zum einen könnte<br />

dies in <strong>der</strong> Wertschätzung begründet liegen, die die Lernenden <strong>der</strong> „Theorie“ einerseits und<br />

<strong>der</strong> „Praxis“ an<strong>der</strong>erseits entgegenbringen (vgl. hierzu Kapitel 2.1 <strong>der</strong> Fallstudie): Dort wurde<br />

deutlich, dass aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden in <strong>der</strong> Schule zwar „theoretisches Wissen erarbeitet“<br />

wird, im Modul jedoch erstmals die Gelegenheit geboten wird, „selbst unternehmerische<br />

Entscheide fällen zu können“. Die Lernenden brachten zudem zum Ausdruck, dass sie in den<br />

einzelnen Fächern Vieles theoretisch behandelt haben, jedoch „nie etwas Richtiges gemacht“<br />

hätten. Nicht zuletzt könnten sich Wirtschaftsmittelschüler (z. B. im Gegensatz zu Gymnasiasten)<br />

dadurch auszeichnen, dass „praktische“, d. h. direkt umsetzbare Wissensinhalte<br />

(„Verfügungswissen“) gegenüber „theoretischen“ Überlegungen („Orientierungswissen“)<br />

überbewertet werden. Es darf angenommen werden, dass sich diese Einstellung auch in <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung bzw. <strong>der</strong> Haltung gegenüber den unterschiedlichen Betreuern und letztlich im<br />

Verhalten gegenüber <strong>der</strong> Lehrkraft einerseits und dem Praxisexperten an<strong>der</strong>erseits konkretisiert.<br />

Hierzu ein Zitat eines Lernenden:<br />

„Diese Gespräche waren aber nicht wichtig mit <strong>der</strong> Lehrkraft. Mit dem Praxispartner<br />

hingegen schon.“<br />

Die Lehrkraft in ähnlicher Weise:<br />

„Der Autoritätswert eines Praktikers ist höher. Was er sagt, kann nicht in Frage gestellt<br />

werden. Was <strong>der</strong> Lehrer sagt hingegen schon.“<br />

Abschliessend werden Empfehlungen in Bezug auf die Gestaltung <strong>der</strong> organisatorischen Rahmenbedingungen<br />

(infrastrukturelle und zeitliche Bedingungen) gegeben. Um die Lernenden<br />

zum einen optimal betreuen zu können, erscheint es wichtig, dass die Mehrzahl <strong>der</strong> Arbeiten<br />

auch in <strong>der</strong> Schule erledigt werden können (z. B. das Programmieren einer Homepage erfor<strong>der</strong>t<br />

bestimmte Software; die Kontaktaufnahme mit potenziellen Lieferanten erfor<strong>der</strong>t ein<br />

Telefon). Damit dürfte zum an<strong>der</strong>en Zusatzarbeit im häuslichen Rahmen reduziert werden,<br />

weil sichergestellt werden kann, dass die Lernenden die im Stundenplan berücksichtigte Zeit<br />

auch tatsächlich dem Projekt widmen, die Lernenden im Team am Projekt arbeiten und nicht<br />

„auf den letzten Drücker“ ihre einzelnen Arbeiten zu einer Gruppenleistung zusammenführen<br />

müssen. Zudem erhöht dies die Möglichkeit, dass die Lernenden im Falle von Problemen o<strong>der</strong><br />

Unsicherheiten bereits in <strong>der</strong> Schule die notwendige Unterstützung durch die Betreuer in <strong>der</strong><br />

Schule abrufen können und letztlich (mittelbar) den Grad an Eigenverantwortung und Selbständigkeit.<br />

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