Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

Lernende werden wirtschaftlich tätig (Miniunternehmen) ! Handelsschule der Bündner Kantonsschule Chur
„Die Lernenden konnten Erfahrungen von der Produktion bis zum Verkauf sammeln.
Sie haben dadurch einen Prozess kennengelernt, welche Kleinstunternehmen in der
realen Wirtschaft erleben. Praxisorientiert ist das Modul aber auch deshalb, da die
Lernenden 'auf die Nase fliegen' können. Praxisfern ist vielleicht, dass die Schülerinnen
und Schüler zum Teil in mehreren Funktionen tätig waren.“
Beide Lehrkräfte sind der Ansicht, dass das unternehmerische Handeln, d. h. das eigenständige
Fällen von unternehmerischen Entscheiden und deren Umsetzung, im Rahmen des
Moduls gut bis sehr gut gefördert wurde. So wies der Modulverantwortliche bereits im Zusammenhang
mit der Erreichung zusätzlicher Leistungsziele darauf hin, dass durch das Modul
das Unternehmertum der Lernenden gefördert worden sei (vgl. Kapitel 2.1 der Fallstudie).
Das Unternehmertum drückt sich nicht zuletzt in der Übernahme von Verantwortung und im
Tragen von Konsequenzen aus dem eigenen Handeln aus; beides Dinge, welche die
Lehrkräfte im Gespräch als besondere Stärken des Moduls bezeichneten. Die Meinung der
Praxisexperten geht hinsichtlich der Frage, wie stark die Lernenden unternehmerisch
handeln konnten, auseinander. Einer der beiden Praxisexperten beantwortete die Frage mit
„mittelmässig“ bis „stark“ und begründete seine Einschätzung damit, dass die Lernenden im
Rahmen des Moduls Folgendes lernen konnten: Unternehmensgründung, Mittelbeschaffung,
Kontakt mit Lieferanten und Kunden, Zahlungsverkehr und Unternehmensliquidation. Der
zweite Praxisexperte beantwortete die Frage skeptischer. Aus seiner Sicht ist
Unternehmertum nicht oder höchstens mittelmässig aufgekommen:
„Es ging den Schülern nicht darum, Geld zu verdienen, sondern ein tolles und billiges
Produkt auf den ‚Schüler’-Markt zu bringen, das sie auch selber gerne hätten. Den
Schülern geht es finanziell gut. Es bestand für sie überhaupt kein Druck, Geld zu
erwirtschaften.“
Zukünftig möchten die Lehrkräfte in erster Linie Miniunternehmen zulassen, welche ein Produkt
anbieten. Dies, um sicherzustellen, dass die Lernenden wirklich den ganzen Prozess, den
ein Produkt durchläuft, kennen lernen und mit Lieferanten in Kontakt treten müssen. Dienstleistungsunternehmen
kommen nur noch dann in Frage, wenn sie diese Bedingung ebenfalls
grösstenteils erfüllen (z. B. Party-Service).
2.3 Selbständigkeit
Bei der Frage, inwieweit die Lernenden ihre Arbeiten selbständig planen, durchführen und
evaluieren konnten, zeigte sich aus Sicht der Lernenden das folgende Bild: Das selbständige
Planen und Kontrollieren der Arbeiten wurde von der Mehrheit der Lernenden mit „mittelmässig“
bis „gut“ beurteilt. Das selbständige Durchführen der Arbeiten beurteilten drei Lernende
mit „sehr gut“, 12 Lernende mit „gut“ und wiederum drei Lernende mit „mittelmässig“.
Dieses eher positive Bild wurde im Klasseninterview durch eine Schülergruppe bestätigt,
welche das selbständige Arbeiten als besondere Stärke des Moduls hervorhob. Daneben wurde
das Thema „Selbständigkeit“ von einzelnen Schülerinnen und Schülern aber auch negativ
beurteilt:
„Leider mussten wir uns an viele Vorschriften (z. B. im Zusammenhang mit Ordnerführung,
Arbeitsjournal) halten. So selbständig, wie immer angedeutet wurde, waren
wir nicht.“
„Die Lehrkräfte haben uns gesagt, dass sie uns mit diesem Projekt zur Selbständigkeit
erziehen wollen. Gleichzeitig haben sie uns einen Ordner führen lassen und haben uns
klare Registervorgaben gemacht.“
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