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Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

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Stadtführungen von Jungen für Junge ! Wirtschaftsmittelschule Luzern<br />

! Aufbrechen utopischer Vorstellungen<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> Lehrkraft konnte die Arbeit im Modul mithelfen, utopische Vorstellungen<br />

darüber, wie ein Unternehmen Geld verdient, bei den Lernenden aufzubrechen. Viele<br />

Schülerinnen und Schüler hätten die Vorstellung gehabt, dass ein Unternehmen einfach so<br />

Geld erwirtschafte. Sie hätten sich die harte Knochenarbeit dahinter kaum vorstellen können.<br />

Ein von <strong>der</strong> Lehrkraft geäussertes Beispiel macht die Distanz <strong>der</strong> Lernenden zur Wirtschaftspraxis<br />

sichtbar: Ein Ziel des Moduls war es, dass die Miniunternehmen mit den<br />

Führungen ein wenig Geld verdienen. Um wirtschaften zu können, haben die Lernenden<br />

von <strong>der</strong> Schule ein entsprechendes Startkapital erhalten. Einzelne Schülerinnen glaubten,<br />

dass dieses Geld für sie persönlich als „Lohn“ bestimmt sei. Sie erkannten nicht, dass<br />

dieses Geld für den Betrieb des Miniunternehmens notwendig ist und sie „ihr Geld“ durch<br />

Führungen erst erwirtschaften müssen.<br />

Als wenig praxisbezogen aus Sicht <strong>der</strong> Geschäftsleitung bezeichnete die Lehrkraft die personelle<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Miniunternehmen. So wies sie darauf hin, dass das Personal in<br />

einem Unternehmen ausgewählt würde, Anstellungsbedingungen gelten würden und<br />

Mitarbeiter auch entlassen werden könnten. Gleichzeitig machte die Lehrkraft aber auch<br />

darauf aufmerksam, dass diese „Schicksalsgemeinschaft“ aus Sicht <strong>der</strong> Schülerinnen und<br />

Schüler durchaus Praxisbezug hätte, da sie sich ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen später<br />

im Beruf auch nicht aussuchen können.<br />

Der Modulverantwortliche erwähnte im Zusammenhang mit dem Praxisbezug, dass die Arbeit<br />

im Modul eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit prinzipiellen Fragen ermögliche. So sähen die<br />

Lernenden aufgrund <strong>der</strong> vorgegebenen Ziele beispielsweise, was von ihnen als<br />

kaufmännische Angestellte in <strong>der</strong> Praxis später erwartet werde.<br />

Auch die Praxisexperten äusserten sich zum Praxisbezug. Sie beurteilten den Einblick in die<br />

betriebliche Praxis zwischen mittelmässig und gross. Beide Praxisexperten wiesen darauf hin,<br />

dass die Arbeit im Modul zwar keinen Einblick in einen Betrieb ermögliche, sie aber dennoch<br />

sehr stark mit Unternehmertum zu tun habe:<br />

„Die Schüler übernehmen ‚betriebliche Aktivitäten’. Es besteht diesbezüglich ein sehr<br />

grosser Unterschied zum Schulunterricht.“<br />

„Es war durchaus eine betriebliche Aktivität spürbar, insbeson<strong>der</strong>e auch durch den<br />

ziemlich grossen Druck gegen Ende des Projekts.“<br />

Der Einblick in die betriebliche Praxis könnte aus Sicht <strong>der</strong> Praxisexperten durch verschiedene<br />

Massnahmen erhöht werden. So sollten die Lernenden anstelle zweier Wochenlektionen<br />

beispielsweise in ein bis zwei Projektwochen am Modul arbeiten. Dadurch würden die Schülerinnen<br />

und Schüler nicht immer wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Arbeit und dem spezifischen Projektdenken<br />

herausgerisssen. Ein Praxisexperte fände es auch ideal, wenn Firmenbesuche eingeplant würden,<br />

wobei es sich um Unternehmen handeln sollte, welche selber Führungen anbieten. Die<br />

Schülerinnen und Schüler könnten dadurch einen Blick fürs Ganze gewinnen. Sie wären so<br />

besser in <strong>der</strong> Lage, ihre Aufgabe im Miniunternehmen zu erkennen und einzuordnen.<br />

Die Praxisexperten äusserten sich unterschiedlich in Bezug auf das unternehmerische Handeln<br />

resp. das eigenständige Fällen von unternehmerischen Entscheiden und <strong>der</strong>en Umsetzung<br />

im Rahmen des Moduls. Eine Praxisexpertin beurteilte das unternehmerische Handeln<br />

als sehr stark. Sie begründete ihre Meinung mit <strong>der</strong> Gewinnorientierung des Moduls und den<br />

vielen Aussenkontakten. In den Augen des zweiten Praxisexperten konnten die Lernenden nur<br />

schwach unternehmerisch handeln. Er ist <strong>der</strong> Ansicht, dass die Schülerinnen und Schüler zu<br />

wenig haben erkennen können, welche Kosten in <strong>der</strong> Realität für ein Unternehmen anfallen.<br />

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