Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen
2.5 Betreuung der Praktikanten durch den Betrieb und die Schule
Die Praktikumsbetriebe waren ausnahmslos der Meinung, sie konnten die Praktikanten jeweils
„gut“ betreuen, obwohl ihnen die an sie gestellten Anforderungen nicht klar kommuniziert
wurden (vgl. Kapitel 2.6 der Fallstudie). „Man muss junge Menschen mögen, weil man
viel Zeit in Praktikanten investiert“, beschreibt ein Praxisvertreter die Herausforderung an
eine „gute“ Praktikumsbetreuung. 16 Auch die Lehrkräfte äusserten sich positiv in Bezug auf
die wahrgenommene Betreuung der Lernenden in den Betrieben wie die folgenden Zitate
verdeutlichen:
„Im Betrieb braucht es eine gute Betreuungsperson, die sich für die jungen Leute engagiert.
Innerhalb kurzer Zeit kam eine Praktikantin auf ein erstaunliches Niveau, sp dass
sie selber Dinge in den PC eingeben konnte ! dank des Engagements der Betreuerin.“
„Ich hatte das Gefühl, die Lernenden werden nicht über- oder unterfordert.“
Die Antworten der Lehrkräfte in Bezug auf die Frage, wie gut diese die Lernenden während
ihres Praktikums betreuen konnten, zeichnen kein einheitliches Bild: Die eine Hälfte der
Lehrkräfte beurteilte die Betreuungsmöglichkeit als „schlecht“, die andere Hälfte mit „gut“
bzw. „sehr gut“. Die folgenden qualitativen Einschätzungen stützen sich auf die Aussagen jener
Lehrkräfte, welche die Betreuungsmöglichkeit als „schlecht“ beurteilt haben, weil ausschliesslich
jene an der persönlichen Befragung teilgenommen haben. Die selbstkritische Einschätzung
ist zum einen darauf zurückzuführen, dass die Lehrkräfte, wie im obigen Kapitel
angedeutet, nur einen punktuellen Einblick in die jeweiligen Betriebe (d. h. im Rahmen des
Praktikumsbesuchs) bekommen.
Zum anderen finden sich Gründe im Rahmen der Wahl des Zeitpunktes für das Betriebspraktikum:
So sind die Lehrkräfte bestrebt, die Praktikumsbesuche relativ frühzeitig, d. h. noch
vor den Frühlingsferien durchzuführen, mit der Folge, dass „man nach eineinhalb Wochen
Praktikum kaum irgendetwas aussagen“ könne. Auch aus Sicht der Praktikumsbetriebe kann
der Zeitpunkt des Kurzzeitpraktikums um Ostern die Betreuung beeinträchtigen, weil es sein
könne, „dass man keine Betreuungsperson zur Verfügung hat. Damit wäre die Erreichung der
Ziele zusätzlich schwierig.“ Ein weiterer Aspekt, den die beteiligten Lehrkräfte im Rahmen
der Betreuung kritisch hervorhoben, gründete sich in verbesserungswürdigen Informationsflüssen
bezüglich der Vorbereitung der Lernenden auf das Praktikum
(Zitat: „Man müsste mich informieren, wie die Schüler vorbereitet worden sind. Z. T.
hat mir dieses Wissen gefehlt.“)
sowie bezüglich der konkreten Erwartungen an die schulischen Praktikumsbetreuer
(Zitat: „Mir war aber nicht bewusst, dass wir die Leistungsziele auch überprüfen müssen.“).
Die fehlende Klarheit der Aufgaben im Rahmen der Praktikumsbetreuung bemängelten in
ähnlicher Weise auch die Praktikumsbetriebe. Der Aspekt der Klärung der Anforderungen an
schulische und betriebliche Betreuungspersonen wird weiter unten (vgl. Kapitel 2.6 der
Fallstudie) vertiefend behandelt.
Vor diesem Hintergrund dieser Einschätzungen der schulischen und betrieblichen Praktikumsbetreuer
soll nun der Frage nachgegangen werden, wie gut die Lernenden die Praktikumsbetreuung
durch die Betriebe einerseits und die Lehrkräfte andererseits empfunden ha-
16
Jedoch können diese Daten auch ein wenig verzerrt sein, weil an der eineinhalbstündigen Befragung insbesondere
jene Personen teilgenommen haben, denen eine „gute“ Praktikumsbetreuung ein persönliches Anliegen ist, das so
in der Praxis nicht immer vorausgesetzt werden kann (Zitat: „Bei unserem Betrieb stehe ich damit alleine auf weiter
Flur“).
62