Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

Teil II: Fallstudien zur Juniorfirma und kategoriespezifische Empfehlungen
2.3 Selbständigkeit
Bei der Frage, inwieweit die Lernenden ihre Arbeiten selbständig planen, durchführen und
evaluieren konnten, zeigte sich aus Sicht der Lernenden das folgende Bild: Das selbständige
Planen und Durchführen der Arbeiten wurde von der Mehrheit der Lernenden zwischen mittelmässig
und sehr gut beurteilt. Hinsichtlich der selbständigen Kontrolle der Arbeiten bewegten
sich die Antworten grossmehrheitlich zwischen mittelmässig und gut. Interessant ist
das sehr breite Bild in Bezug auf die Frage nach der Selbständigkeit bei der Akquise von Führungen.
So sind zwei Lernende der Meinung, dass sie sehr selbständig Kunden für Führungen
gewinnen konnten. Vier Lernende wählten die Antwortkategorie „gut“ und vier andere Lernende
die Antwortkategorie „mittelmässig“. Vier Lernende sind der Ansicht, dass sie nur
schlecht in der Lage gewesen seien, selbständig Kunden für Führungen zu gewinnen, vier
Lernenden gelang dies gar nicht. Einzelne Lernende machten in der schriftlichen Befragung
Ergänzungen zum Thema „Selbständigkeit“. Überdies wurde die Selbständigkeit auch im
Klasseninterview angesprochen. Neben positiven Rückmeldungen meinten einzelne Lernende,
dass ihnen fast zu viele Freiheiten eingeräumt worden seien, und dass der Druck und die
Kontrolle von oben gefehlt resp. erst gegen Ende des Projekts eingesetzt habe. Erwähnt wurde
überdies, dass die verschiedenen Gruppen eine unterschiedlich grosse Verantwortung für das
Gelingen des Projekts trugen. So bezeichnete beispielsweise die Marketinggruppe ihre Aufgabe
der Sponsorensuche als sehr verantwortungsvoll.
Im Gespräch erwähnte die Lehrkraft die Kundenakquisition. Sie wies darauf hin, dass die
Schülerinnen und Schüler die Kunden für die Kickboard-Touren nicht selber gewonnen hätten.
Die Kontaktaufnahme zu Schulklassen resp. den entsprechenden Lehrpersonen erfolgte
über die Lehrkraft. Sie wusste von Klassen, welche für eine Schulreise oder ein Klassenlager
nach Luzern kommen. Überdies wurde die Lehrkraft direkt von einem Interessenten angesprochen,
der vom Projekt gehört hatte. Die Lehrkraft erwähnte ! entgegen den Angaben der
Lernenden ! in ihren Ausführungen auch stattgefundene Club-Touren und sprach davon, dass
die Lernenden diese mit Freunden durchgeführt hätten.
Die Lehrkraft erkannte bei der Durchführung des Moduls, dass der Selbständigkeit Grenzen
gesetzt sind. Dies, da die Schülerinnen und Schüler noch sehr jung seien:
„Die Lernenden sind sich die geforderte Arbeitsweise nicht gewohnt. Es braucht sehr
viel Zeit, dass sich die Schüler von der herkömmlichen Schülerrolle lösen, Eigeninitiative
entwickeln und Verantwortung übernehmen.“
Das folgende von der Lehrkraft erwähnte Beispiel zeigt die Grenzen der Selbständigkeit deutlich
auf:
„Die Lernenden hätten bei der Bank ein für ihren Zweck geeignetes Konto eröffnen und
sich bei Versicherungen über die Haftpflichtversicherung informieren sollen. All dies
hat nicht geklappt. Die Lernenden wussten nicht, wie sie dies bewerkstelligen müssen.
So habe letztlich ich es gemacht.“
Der Modulverantwortliche ist der Ansicht, dass das Modul hohe Anforderungen an die Lernenden
stellt. Dies insbesondere deshalb, da sie als verantwortliches Subjekt im Klassenverband
agieren. Er wies im Zusammenhang mit der Selbständigkeit allerdings auch auf einen
Widerspruch innerhalb des Moduls hin:
„Auf der einen Seite fordern wir von den Lernenden Selbständigkeit, auf der anderen
Seite müssen sie sich aber innerhalb sehr enger Leitplanken bewegen.“
Der Modulverantwortliche beschrieb, dass die Schülerinnen und Schüler innerhalb dieser
Leitplanken kreativ sein mussten:
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