Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen
2.8 Gesamtbeurteilung des Moduls aus Sicht der Projektbeteiligten
Die Lernenden beurteilen das Lernbüro an der Kantonsschule Baden fast ausnahmslos mit
„sehr gut“ oder „gut“. Als besondere Stärke des Moduls haben die Lernenden den hohen Grad
der Selbständigkeit, die Vernetzung von Theorie und Praxis, das Herstellen „realer“ unternehmerischer
Situationen sowie den innovativen Ansatz des Unterrichts (Kreativität, individuelle
Arbeit, Abwechslung) hervorgehoben. Die Lernenden stellen in erster Linie einen positiven
Einfluss zwischen dem Modul und dem Erreichen der schulischen Leistungsziele heraus. In
eine ähnliche Richtung lauteten die Rückmeldungen der Lehrkraft und des Praxisexperten.
Als wichtiges Element für das Gelingen des Moduls stellten alle Projektbeteiligten die Unterstützung
durch einen selbständigen Unternehmer heraus, der die einzelnen Arbeitsgruppen bei
der Bewältigung der individuellen Probleme betreute. Es fällt schliesslich auf, dass mit dem
Lernbüro aus Sicht der Befragten eine Vielzahl der Leistungsziele entweder sehr gut oder gut
erreicht werden konnten.
Was kann aus Sicht der Beteiligten verbessert werden? Die Hälfte der befragten Lernenden
gab an, dass das Projekt keine negativen Aspekte mit sich gebracht habe. Die andere Hälfte
der Lernenden stellte negative Aspekte in Bezug auf die Vorbereitung auf das Modul bzw. die
Betreuung, den Realitätsbezug sowie auf den Zeitpunkt bzw. den zeitlichen Rahmen für die
Durchführung des Moduls heraus. Als eine Herausforderung im Modul stellte die Lehrkraft
das Stärken der Eigenverantwortlichkeit der Lernenden für ihre Gruppenarbeitsprozesse (konkret
Abholen von Unterstützung bei der Lehrkraft, Lösen von gruppeninternen Konflikten bei
der Aufgabenverteilung), den relativ hohen Zeitdruck der Lernenden sowie die Unterstützung
der Arbeitsgruppen heraus. Schliesslich betonten alle Beteiligten, dass der Praxisexperte frühzeitiger
mit einbezogen werden sollte.
Aufgrund des höheren Gewichts positiver Aspekte im Vergleich zu den negativen Aspekten,
gingen sämtliche Beteiligten davon aus, dass sich das Modul aus Sicht der Projektbeteiligten
positiv auf die Attraktivität der HMS auswirken wird.
3 Kritische Würdigung und Schlussfolgerungen
Zunächst werden die mit dem Modul angesprochenen Leistungsziele und deren Erreichung
kritisch analysiert. Die zusammenfassende kritische Würdigung konzentriert sich zudem auf
die Frage, inwieweit die Richtlinien für berufliche Praxis im Rahmen des Moduls an der Kantonsschule
Baden berücksichtigt werden konnten. Im Rahmen dieser Analyse werden die einschlägigen
Literaturempfehlungen zur Gestaltung von Lernbüros mit einbezogen. Abschliessend
werden weitere Erfolgsfaktoren für die Gestaltung des organisatorischen Rahmens von
Lernbüros herausgestellt. Diese Aspekte können mit Blick auf die Planung und Durchführung
von Lernbüros im Rahmen von anderen Handelsmittelschulen wertvolle Ansatzpunkte liefern.
Berücksichtigt man den für die Durchführung des Moduls knapp bemessenen zeitlichen Rahmen
von etwa 20 Lektionen, so erstaunen die in den Schülerdossiers dokumentierten Ergebnisse.
Trotz der hohen inhaltlichen und zeitlichen Belastung der Lernenden konnte zudem
eine relativ hohe Motivation und Zufriedenheit der Lernenden mit dem Gesamtprojekt festgestellt
werden.
Inwieweit konnten mit dem Modul die adressierten Leistungsziele auch erreicht werden?
Zwar wurde mit dem Modul „Unternehmungsgründung, Produktentwicklung, Marketingkonzept“
an der Kantonsschule Baden eine Mehrzahl der Leistungsziele erreicht. Die Analyse
zeigt jedoch, dass zentrale Schlüsselkompetenzen für die Durchführung eines Lernbüros, wie
„Arbeitsabläufe kontinuierlich analysieren bzw. verbessern“, „Ziele erreichen“ sowie
„‚richtige’ „Ziele und Prioritäten setzen“ anders als Ziele wie „Kundengespräche vorbereiten“
oder „Organigramme entwickeln und interpretieren“, nicht leicht gefördert werden können.
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