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Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

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Teil II: Fallstudien zum Betriebspraktikum und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Lernenden beeinflusst werden, <strong>der</strong> daher im Folgenden behandelt wird. Die Ergebnisse<br />

machen deutlich, dass von konkreten betrieblichen Arbeiten (vgl. Abbildung 1), wie den hier<br />

analysierten Betriebspraktika, nicht per se ein höheres Mass an Praxisorientiertheit erwartet<br />

werden darf als etwa bei <strong>der</strong> Simulation betrieblicher Arbeiten im Rahmen von Lernbüros<br />

bzw. Übungsfirmen.<br />

Eigenverantwortlichkeit in den Bereichen Planung, Durchführen und Kontrolle <strong>der</strong> Arbeiten<br />

zeigt grundsätzlich noch Verbesserungspotenzial. In diesem Zusammenhang wurde bei allen<br />

drei analysierten Modulen die relativ kurze Zeit als ein die Selbständigkeit <strong>der</strong> Lernenden begrenzen<strong>der</strong><br />

Faktor referiert: Die Möglichkeit, Arbeiten selbständig zu erledigen, impliziert<br />

erstens eine zunehmende Routinisierung von Arbeiten und damit eine bestimmte Mindestverweildauer<br />

im Betrieb. Zweitens erfor<strong>der</strong>t Eigenverantwortlichkeit den Einbezug <strong>der</strong> Praktikanten<br />

in zentrale Unternehmensprozesse, welche ein verantwortungsvolles Arbeiten <strong>der</strong><br />

Praktikanten erfor<strong>der</strong>n. Drittens impliziert Eigenverantwortlichkeit <strong>der</strong> Lernenden zum einen<br />

auch die Bereitschaft <strong>der</strong> betrieblichen Betreuer, den Praktikanten entsprechende Kompetenzen<br />

zu übertragen. Zum an<strong>der</strong>en braucht es entsprechende Kompetenzen <strong>der</strong> Lernenden, die<br />

im Rahmen von Kurzzeitpraktika wohl kaum erreicht werden können. Diese Aspekte erscheinen<br />

insbeson<strong>der</strong>e in Bezug auf die eigenverantwortliche Planung und Kontrolle von Aktivitäten<br />

durch die Lernenden relevant. Die Lernenden konnten zwar ihre Arbeiten selbständig<br />

durchführen, jedoch ihre Aktivitäten nicht immer auch planen bzw. kontrollieren. Somit<br />

konnten die Richtlinien <strong>der</strong> beruflichen Praxis teilweise erfüllt werden.<br />

Im Folgenden werden zentrale Rahmenbedingungen wie die Integration <strong>der</strong> Praktika in den<br />

Schulalltag (konkret: Vor- und Nachbereitung des Praktikums, Wahl <strong>der</strong> Dauer und des Zeitpunktes),<br />

die Betreuung <strong>der</strong> Lernenden, die Kooperation zwischen Schule und Betrieb, die bereitgestellte<br />

Infrastruktur sowie die Vergabe von Noten diskutiert. Die Frage, wie sehr durch<br />

die analysierten Praktika die übrigen schulischen Leistungsziele erreicht werden können,<br />

kann hier nicht abschliessend beantwortet werden. Jedoch fallen in diesem Zusammenhang<br />

<strong>der</strong> akute Handlungsbedarf in Bezug auf die Vor- und Nachbereitung des Praktikums sowie<br />

die Verzahnung von Theorie und Praxis im Rahmen des Schulunterrichts auf. Dies kann nicht<br />

dadurch erreicht werden, dass die Praktikanten im Vorfeld kaum eine intensive Vorbereitung<br />

auf das Praktikum haben, während des Praktikums unqualifizierte Arbeiten verrichten und im<br />

Nachgang <strong>der</strong> Klasse kurz von ihren Erfahrungen berichten. Vielmehr sollten die Lehrkräfte<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Konzeption des Praktikums gemeinsam mit den Betrieben Ziele und<br />

Möglichkeiten des Transfers von bereits erlernten Kompetenzen in die Praxis definieren. Umgekehrt<br />

können mögliche Bezüge <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Praxis erworbenen Kompetenzen zum folgenden<br />

Unterricht hergestellt werden. Schliesslich sollten in diesem Zusammenhang Aufträge bzw.<br />

die Lernprodukte (Inhalte und Anfor<strong>der</strong>ungen an die Unternehmensanalyse und Praktikumsbericht)<br />

und entsprechende Beurteilungskriterien gemeinsam vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Spezifika<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Betriebe festgelegt werden. Dieser Aufwand für die Vorbereitung <strong>der</strong><br />

Praktika erscheint zwar enorm, dürfte sich aber für sämtliche Beteiligten auszahlen: So profitieren<br />

bspw. die Betriebe stärker von den Praktikanten, die Lernenden haben einen höheren<br />

Lernerfolg und die Schulen stehen zufriedenen Betrieben gegenüber, die auch zukünftig Praktikumsplätze<br />

anbieten. Eine gründliche Vorbereitung erscheint zwar relativ aufwändig, ist<br />

jedoch für den Erfolg von Kurzzeitpraktika letztlich unverzichtbar.<br />

Die Erfahrungen belegen, dass die Dauer des Praktikums letztlich situativ festgelegt werden<br />

und sich an seinem Zweck orientieren sollte (Überblick über Tätigkeiten des Betriebs vs. vertieftes<br />

Kennenlernen von Prozesseinheiten), wobei i. d. R. eine Verlängerung des Praktikums<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Beteiligten begrüsst wird. Längere Zeitdauern wurden nicht zuletzt durch die<br />

Betriebe gewünscht, um nach anfänglichen Investitionen auch vom Praktikanten profitieren<br />

zu können. Wenn Praktika aus Sicht <strong>der</strong> Betriebe zu kurz und damit die Kosten-Nutzen-<br />

Relation zu schlecht sind, so sinkt die Bereitschaft, entsprechende Praktikanten zu<br />

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