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Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

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Übungsfirma am Centro Professionale Commerciale (CPC) in Locarno<br />

nommenen Grad an Authentizität beeinflusst haben. Dabei beklagten sich die Schülerinnen<br />

und Schüler bspw. darüber, dass für das Erstellen des Business Plans vergleichsweise wenig<br />

und für das Erstellen eines Logos vergleichsweise viel Zeit zur Verfügung gestanden habe.<br />

Zudem erscheint es den Lernenden zentral, dass Lehrkräfte glaubwürdig sind: So sollten sie<br />

(aus organisatorischen Gründen) Kopien nicht für die Lernenden erledigen, wenn es ein Lernziel<br />

ist „mit dem Kopiergerät vertraut (zu) sein“. Auch sollten aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden Zielkonflikte<br />

vermieden werden und sie beklagten den Wi<strong>der</strong>spruch zwischen <strong>der</strong> Vielzahl an<br />

Kopien und dem ökologischen Gedanken (vgl. Lernziel 3.1.5.1). Jedoch muss an dieser Stelle<br />

betont werden, dass hier aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden letztlich Idealvorstellungen referiert<br />

werden, die so auch im betrieblichen Kontext wohl eher selten angetroffen werden können. In<br />

welchem Betrieb können die Lernenden eine gleichmässige Arbeitsbelastung o<strong>der</strong> eine<br />

vollständige Harmonie <strong>der</strong> Zielvorgaben erwarten? Hierin dürfte sich eher eine Tendenz bei<br />

den Lernenden konkretisieren, Aktivitäten ausserhalb des schulischen Kontexts (externe<br />

Übungsfirma, Betrieb) besser bzw. als „realitätsnäher“ als schulinterne Aktivitäten zu<br />

beurteilen. Analysiert man die Inhalte des Moduls, so findet man einen ausgesprochen<br />

interessanten Querschnitt in Bezug auf die Tätigkeiten eines Treuhandbüros bzw. einer<br />

Schreibwarenhandlung, <strong>der</strong> grundsätzlich auch vielfältige Bezüge zu den durch die Lernenden<br />

bereits erworbenen Kompetenzen erlaubt: So erstellen die Lernenden in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Unternehmensgründung<br />

zunächst einen Business Plan, richten ihren Arbeitsplatz ein und behandeln<br />

Fragen <strong>der</strong> Rechtsformwahl sowie Aspekte <strong>der</strong> Aufbauorganisation. In <strong>der</strong> operativen Phase<br />

<strong>der</strong> Unternehmensführung wird ein Marketingkonzept erstellt, ein neuer Mitarbeiter gesucht<br />

bzw. die Buchhaltung mit entsprechenden Buchhaltungsprogrammen geführt. Zudem<br />

erscheint <strong>der</strong> Einbezug einer externen Lehrkraft in die Übungsfirma aufgrund ihrer<br />

Fachkompetenz bzw. <strong>der</strong> beruflichen Erfahrung konzeptionell grundsätzlich sehr<br />

überzeugend. Jedoch seien in diesem Zusammenhang die folgenden drei Einwände in Bezug<br />

auf die inhaltliche Ausgestaltung des Moduls im Hinblick auf den Zweck und letztlich den<br />

Grad an Authentizität <strong>der</strong> Übungsfirma angebracht: 95<br />

Erstens sind bspw. Aspekte <strong>der</strong> Personalauswahl und des Rechnungswesens eher keine zentralen<br />

Geschäftsprozesse einer Unternehmung, son<strong>der</strong>n unterstützende Prozesse. Das Marketing-Teilmodul<br />

(konkret: Erstellen von Logos, Slogans, Firmenbriefpapier sowie einer Preisund<br />

Konditionenliste) erscheint vor diesem Hintergrund zwar relevant, jedoch wurde die Gestaltung<br />

des Logos für die Übungsfirma aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden zeitlich zu grosszügig budgetiert.<br />

Zweitens wäre in diesem Zusammenhang die Frage aufzuwerfen, ob die zeitintensive<br />

Phase <strong>der</strong> Unternehmensgründung (Erstellen eines Business Plans, Einrichten des Arbeitsplatzes,<br />

Aspekte <strong>der</strong> Rechtsformwahl und Aufbauorganisation) entwe<strong>der</strong> vorgezogen o<strong>der</strong><br />

zeitlich gestrafft und so letztlich <strong>der</strong> Fokus stärker auf das operative Führen <strong>der</strong> Übungsfirma<br />

gelegt werden könnte. Drittens erscheint es wichtig, dass für das Modul notwendige Kompetenzen<br />

im Vorfeld erarbeitet werden (z. B. Erstellen eines Business Plans).<br />

Eng verbunden mit den Aufgaben, welche die Lernenden innerhalb <strong>der</strong> Übungsfirma erledigen,<br />

ist die Auswahl <strong>der</strong> durch die Schule definierten Leistungsziele, welche im Rahmen des<br />

Moduls erreicht werden sollen. Die Zielvorgaben, welche durch die Schule vorgegeben wurden,<br />

erscheinen mit 34 Leistungszielen sehr umfassend und inhaltlich z. T. auch relativ anspruchsvoll.<br />

Mit Blick auf die Richtlinien für die berufliche Praxis ist die Integration von Zielen<br />

in Bezug auf Methoden- und Sozialkompetenzen sehr zu begrüssen, wobei jedoch ein klarer<br />

Fokus auf die Integration von fachlichen Lernzielen erkennbar ist (konkret: 25 von 34<br />

Zielen). Sehr erfreulich ist zudem, dass ein grosser Teil <strong>der</strong> definierten Leistungsziele aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Beteiligten im Mittel entwe<strong>der</strong> „gut“ o<strong>der</strong> „sehr gut“ erreicht werden konnten. Dies<br />

betrifft v. a. die Ziele, die im Rahmen <strong>der</strong> Teilaufträge (vgl. Kapitel 1.2 <strong>der</strong> Fallstudie) des<br />

95<br />

Die Steuergruppe des BBT kommt in diesem Zusammenhang im Visitationsbericht zur Übungsfirma am<br />

CPC in Locarno zum Schluss, dass die „Übungsanlage nicht sehr praxisnah“ ist.<br />

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