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Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

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Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen<br />

Die Erstellung des Business-Planes erfor<strong>der</strong>te die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden, Gespräche mit<br />

potenziellen Kunden durchzuführen, Ziele zu erreichen, Arbeitsschritte systematisch zu planen,<br />

zu beschreiben und zu analysieren sowie die Aufbauorganisation zu definieren. Aus<br />

Sicht <strong>der</strong> grossen Mehrheit <strong>der</strong> befragten Lernenden wurden diese vier <strong>der</strong> insgesamt neun<br />

Leistungsziele lediglich in „gutem“ bis „mittelmässigem“ Ausmass erreicht. Dieser Eindruck<br />

konnte weitgehend durch die entsprechenden Einschätzungen <strong>der</strong> Lehrkraft bestätigt<br />

werden. Mögliche Gründe für diesen Zielerreichungsgrad werden im Folgenden diskutiert.<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Schülerdossiers gibt keinerlei Hinweise darauf, wie sehr die Lernenden<br />

Gespräche mit potenziellen Kunden vorbereitet bzw. durchgeführt haben, um <strong>der</strong>en tatsächlichen<br />

Bedürfnisse ermitteln zu können. Aufgrund <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Aufgabenstellung einerseits<br />

und des begrenzten zeitlichen Rahmens an<strong>der</strong>erseits, beschränkte sich nach Auskunft<br />

<strong>der</strong> Fachlehrkraft die Marktuntersuchung eher auf die Gewinnung quantitativer Daten (z. B.<br />

Preiszahlungsbereitschaft potenzieller Kunden) bzw. auf die Auswertung allgemeiner sekundärstatistischer<br />

Daten (z. B. Operationalisierung des Volumens des avisierten Zielmarktes).<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund stand somit nicht eine umfassende, qualitative Ergründung <strong>der</strong> Kundenbedürfnisse.<br />

69<br />

Als Stärke stellten die Lernenden zwar <strong>der</strong>en Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit<br />

im Modul heraus (vgl. Kapitel 2.3 <strong>der</strong> Fallstudie). Jedoch könnte <strong>der</strong> subjektiv als hoch wahrgenommene<br />

Freiheitsgrad die Lernenden auch überfor<strong>der</strong>t haben. So fühlten sich die Schülerinnen<br />

und Schüler bezüglich <strong>der</strong> Erstellung des Business-Planes, wobei sie ihre Arbeitsschritte<br />

systematisch zu planen, zu beschreiben und zu analysieren hatten, nicht genügend<br />

vorbereitet. Dies brachten einige Lernende wie folgt zum Ausdruck:<br />

„Ich fand die Vorbereitung von <strong>der</strong> Schule nicht sehr gut. Wir haben so etwas noch nie<br />

gemacht und wussten nicht, was in einen Business-Plan gehört. Wir kannten den Ablauf<br />

zu dessen Erstellung nicht. Wir hatten da nicht grosse Erklärungen dazu.“<br />

„Die Lehrkraft hat zwar einen Business-Plan gezeigt, aber nur einmal; ich möchte noch<br />

sagen, dass ich es schade fand, dass wir nicht richtig vorbereitet wurden. D. h. wir<br />

wurden eigentlich ins ‚kalte Wasser’ geworfen, wir wussten anfangs nicht, wie vorgehen<br />

und auch nicht, wie wir den Business-Plan gestalten sollten. Sonst hat mir das Projekt<br />

Spass gemacht.“<br />

„Wir waren schulisch noch nicht vollwertig ausgebildet, also man kann nicht alles<br />

wahrheitsgetreu ausführen.“<br />

Erst im späteren Verlauf des Moduls wurden die Lernenden in Bezug auf das Erstellen des<br />

Business-Planes unterstützt. Die Lernenden hätten sich hier jedoch früher eine entsprechende<br />

Unterstützung gewünscht, was auch die Lehrkraft bzw. <strong>der</strong> Praxisexperte konzedierten.<br />

Auch das Ziel „Organigramme zu entwickeln und zu interpretieren“ wurde aus Sicht <strong>der</strong> Lernenden<br />

in mittlerem Ausmass erreicht. Alle befragten Arbeitsgruppen legten zwar eine Aufbauorganisation<br />

fest. Jedoch kann die Aufgaben- und Kompetenzverteilung bei kleineren Arbeitsgruppen<br />

relativ schnell geregelt werden (Zitat: „Bei einer Zwei-Mann-Unternehmung<br />

69<br />

Die Lehrkraft beurteilte die Erreichung dieses Zieles mit „sehr gut“, die Lernenden im Durchschnitt mit<br />

„gut“ bzw. „mittelmässig“. Diese Unterschiede in <strong>der</strong> Beurteilung könnten u. U. mit unterschiedlichen<br />

Erwartungen <strong>der</strong> Lehrkraft einerseits und <strong>der</strong> Lernenden an<strong>der</strong>erseits in Bezug auf dieses Ziel erklärt<br />

werden: So könnten die Lernenden die tatsächlichen Erwartungen <strong>der</strong> Lehrkraft in Bezug auf die Erreichung<br />

dieses Zieles überinterpretiert haben. Ein an<strong>der</strong>er möglicher Grund betrifft die Fähigkeit <strong>der</strong> Lernenden, ihre<br />

Leistungen fortlaufend selbst „objektiv“ beurteilen zu müssen, was jedoch von Lernenden im zweiten<br />

Semester nicht einfach vorausgesetzt werden kann. Dieser Aspekt wird im Folgenden vertiefend analysiert.<br />

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