Zukunft der Handelsmittelschulen - Bbaktuell

Teil II: Fallstudien zum Lernbüro und kategoriespezifische Empfehlungen
nenden die Erreichung der Leistungsziele in den anderen Fächern negativ beeinflussen könnte.
Der Praxisvertreter ist der Ansicht, dass das Modul die Erreichung schulischer Leistungsziele
zumindest indirekt positiv beeinflusst, weil die Lernenden im Rahmen des Moduls ihr
Selbstbewusstsein stärken und gegebenenfalls die Scheu vor abstrakten Inhalten abbauen
konnten.
2.5 Betreuung der Lernenden durch die Lehrkraft und den Praxisexperten
Um die von den Lernenden als hoch wahrgenommene individuelle zeitliche Belastung (vgl.
obiges Kapitel 2.4) reduzieren zu können, erscheint die Unterstützung durch die Betreuenden
zentral. Im Folgenden werden daher die Betreuung durch die Lehrkraft einerseits und durch
den Praxisexperten andererseits diskutiert.
In Bezug auf die von den Lernenden wahrgenommene Betreuung durch die Lehrkraft ergibt
sich bei den quantitativen Daten ein ambivalentes Bild: Während sich zwei Lernende „gut“
bzw. „sehr gut“ durch die Lehrkraft betreut fühlten, beurteilten drei Lernende die Betreuung
als „mittelmässig“ und eine weitere als „schlecht“. Die folgenden Zitate deuten darauf hin,
dass sich die Lernenden offenbar mehr Unterstützung von der Lehrkraft gewünscht hätten:
„Die Lehrkraft hat mich nicht unterstützt. Wenn ich eine Frage hatte, so sagte sie, das
sei mein Problem. So musste ich diese Dinge mit anderen Lehrkräften der Fächer Rechnungswesen
bzw. Betriebswirtschaftslehre und Recht anschauen. Für mich war sie überflüssig.“
„Mir hätte es mehr gebracht, wenn man die Zeit flexibler hätte einsetzen können und
z. B. für die Erledigung der einzelnen Dinge hätte auch gehen können.“
Wie sind diese Daten zu deuten? Wie weiter oben (vgl. Kapitel 2.1) herausgearbeitet, fühlte
sich ein Teil der befragten Lernenden bezüglich der Erstellung des Business-Planes nicht genügend
durch die Lehrkraft vorbereitet und überfordert. Auch haben sich die Lernenden bei
der Kontaktaufnahme eines Praxisexperten etwas alleine gelassen gefühlt.
Jedoch haben die Lernenden den Wunsch bekundet, im Rahmen des Moduls auch möglichst
viel Zeit auf die Erstellung des Business-Planes verwenden zu wollen und die im Lehrvortrag
dargebotenen Inhalte eher als „störend“ empfunden. Dies verdeutlicht bereits die an die Lehrkraft
gestellte Herausforderung, die Lernenden einerseits aktiv zu betreuen und zu unterstützen
und ihnen andererseits genügend Freiräume für eigenverantwortliches Arbeiten zu gewähren.
Die Lehrkraft erläutert dies wie folgt:
„Eventuell kann man den Business-Plan vorher frontal unterrichten. Aber es ist schwierig,
die Aufmerksamkeit der Lernenden für mehr als eine Viertelstunde zu bekommen.
Im klassischen Unterricht ist das natürlich anders. (…) Auf der einen Seite beklagen die
Lernenden sich, dass man sie alleine lässt. Aber wenn sie vom Praktiker eine komplexe
Struktur zum Produkt-Markt-Konzept, was sehr relevant für ihre Gruppenarbeiten war,
bekommen, dann sagen sie, dass es anstrengend sei, zwei Stunden zuzuhören.“
Die Lehrkraft definierte ihre Rolle als Betreuerin der Arbeitsgruppen dahingehend, dass sie
die Lernenden bei der Lösung ihrer Probleme zwar unterstützt, jedoch keine „fertigen“
Lösungen liefert. Die Lehrkraft führte diesen Gedanken wie folgt aus:
„Die Lernenden entwickeln Eigeninitiative, sie haben eine Holschuld, d. h. bei Problemen
müssen sie aktiv werden. Die Lehrkraft muss das Verantwortungsbewusstsein der
Lernenden durch Coaching (d. h. Betreuung, Impulse) unterstützen.“
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