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Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

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Gründe <strong>für</strong> die Annahme, dass die von Piaget genannten Altersgrenzen nicht<br />

unabhängig von sozialen Faktoren sind und in Abhängigkeit von ihnen korrigiert<br />

wer<strong>den</strong> müssen.<br />

<strong>Das</strong>s die vier oben genannten Entwicklungsstadien nur in dieser Reihenfolge<br />

durchlaufen wer<strong>den</strong> können, wird auch von Piaget-Kritikern nicht angezweifelt.<br />

In fast siebzig Jahren transkultureller Piaget-Forschung sei man, so<br />

Oesterdiekhoff 60 , zu dem Ergebnis gekommen, dass sich Menschen aller<br />

Kulturen stadientheoretisch erfassen lassen. Seine Stadientheorie der<br />

psychisch-kognitiven Entwicklung sei nicht nur auf Menschen aus<br />

Industriegesellschaften anwendbar, sondern die geistige Entwicklung aller<br />

Menschen verlaufe entlang der von Piaget beschriebenen Stadien. Es gebe<br />

zwar in einigen Bereichen im Zusammenhang mit Umweltanregungen<br />

Verzögerungen oder Vorgriffe auf höhere Stufen, aber nicht alle Menschen<br />

erreichten das formal-operative Stadium. Die Forschung zeige, dass die<br />

Menschen, die nicht das formal-logische Denken entwickeln, in<br />

präoperationalen oder in konkret-operationalen Stufen <strong>den</strong>ken. <strong>Das</strong> Denken<br />

finde also immer entlang der von Piaget beschriebenen kognitiven Strukturen<br />

statt, auch wenn nicht alle Erwachsenen das höchste Stadium erreichten.<br />

An Piagets Forschung wird aber nach neueren Untersuchungen kritisiert, ihm<br />

seien manche methodische Fehler unterlaufen, aufgrund derer er zu falschen<br />

Altersgrenzen <strong>für</strong> seine Stadien oder auch nur <strong>für</strong> einzelne Bereiche der<br />

Stadien gekommen sei. So zeigten neuere Experimente auf Grundlage anderer<br />

Metho<strong>den</strong>, dass Kinder schon viel eher bestimmte Fähigkeiten besitzen, als<br />

Piaget behauptete. Beispielsweise konnten die Forscher Mehler und Bever vom<br />

Massachusetts Institute of Technology schon 1967 zeigen, dass Piaget sich in<br />

seiner These bezüglich der Invarianz irrte. Bei <strong>den</strong> Experimenten zur Invarianz<br />

ging Piaget beispielsweise so vor, dass er eine unterschiedliche Anzahl von<br />

farbigen Spielmarken 61 in zwei Reihen anordnete und dann die Testperson<br />

aufforderte, die Reihe zu nennen, in der sich mehr Plättchen befan<strong>den</strong>.<br />

Anschließend veränderte er die Reihen, indem er die Plättchen dichter<br />

zusammen oder weiter auseinander schob und fragte erneut die Testperson.<br />

Oftmals bekam er dann andere Antworten als vorher. Daraus schloss er, dass<br />

die Kinder zur Erkenntnis der Invarianz noch nicht fähig seien. Die genannten<br />

60 Oesterdiekhoff, Oesterdiekhoff/ Rindermann (2008: 32)<br />

61 Piaget/ Szeminska (1972: 95 ff.)<br />

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