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Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

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Forscher gingen ähnlich vor wie Piaget, allerdings hielten sie es <strong>für</strong> möglich,<br />

dass die Kinder überhaupt nicht verstehen, was man bei der zweiten<br />

Aufforderung, also nach dem Zusammen- oder Auseinanderschieben der<br />

Plättchen, überhaupt von ihnen wolle. Insbesondere dann, wenn <strong>den</strong> Kindern<br />

klar ist, dass die Anzahl durch das Verschieben nicht verändert wird, ist es<br />

nämlich möglich, dass ein sprachliches Missverständnis als Ursache <strong>für</strong> die<br />

veränderte Antwort zu sehen ist. Die Forscher bedienten sich eines Tricks. Sie<br />

benutzten keine farbigen Plättchen, sondern nahmen Schokolinsen. „Sie legten<br />

eine kurze Reihe mit sechs Linsen neben eine lange mit vier. Dann forderten<br />

sie das Kind auf, sich eine Reihe auszusuchen - und erlaubten ihm, die<br />

Süßigkeiten aufzuessen. Mit diesem Trick wählten wesentlich mehr Kinder die<br />

Reihe mit <strong>den</strong> sechs Linsen, und das obwohl sie viel kürzer war. Offenbar<br />

verfügten die Kinder entgegen der Theorie Piagets doch über einen Begriff der<br />

Mengeninvarianz.“ 62<br />

Man könnte nun Manipulation unterstellen, da <strong>den</strong> Kindern nun Süßigkeiten<br />

statt Plättchen vorgesetzt wur<strong>den</strong>, aber entschei<strong>den</strong>d ist, dass es <strong>den</strong> Kindern<br />

gelungen ist, die Reihe mit mehr Schokolinsen zu erkennen. Vielleicht mag es<br />

nicht sehr erstaunen, dass drei- und vierjährige Kinder die Reihe mit mehr<br />

Schokolinsen fin<strong>den</strong>, widerspricht aber Piaget insofern, dass dieser <strong>den</strong> Erwerb<br />

des Verständnisses der Invarianz erst in die konkret-operationale Phase<br />

einordnete. 63 Schon, wenn nicht die Plättchen durch Schokolinsen ersetzt<br />

wer<strong>den</strong>, kann man zu ganz anderen Ergebnissen als Piaget gelangen.<br />

„James McGarrigle und Margaret Donaldson, Entwicklungspsychologen an der<br />

Universität Edinburgh, überprüften die Hypothese, wonach die Kinder deshalb<br />

bei Piagets Versuchen zur Mengeninvarianz versagen, weil sie die Absichten<br />

des Versuchsleiters mißverstehen.“ 64 Sie zeigten auf, dass die Kinder die exakt<br />

gleiche Frage je nach dem Zusammenhang auf zwei Weisen auffassen und die<br />

im Sinne der Mengeninvarianz richtige Antwort geben, wenn die Frage in einem<br />

sinnvollen Zusammenhang gestellt wird. Schneider berichtet von dieser<br />

Wiederholung des oben genannten Experiments. Sie hätten gleichviele Perlen<br />

in eine Reihe gelegt, sich erkundigt, in welcher Reihe sich mehr befin<strong>den</strong>,<br />

anschließend die Perlen einer der Reihen dichter zusammen geschoben und<br />

62 Müller-Weuthen (2005: 10)<br />

63 vgl. Piaget/ Szeminska (1972: 95 ff.)<br />

64 Dehaene (1999: 53)<br />

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