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Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

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Untersuchungen zeigten, dass auch die älteren Schulkinder und auch<br />

Erwachsene zum Teil nur eingeschränkte Fähigkeit zur Aussagenlogik besitzen.<br />

Kutzner 86 berichtet über Untersuchungen, die Aleksandr Lurija 1930/31 mit<br />

erwachsenen Analphabeten in Usbekistan durchführte, die keine Schulbildung<br />

hatten, mit dem Ziel herauszufin<strong>den</strong>, wie der Prozess des Schließens bei<br />

Syllogismen verläuft. Er habe ihnen <strong>den</strong> Syllogismus präsentiert: „Im hohen<br />

Nor<strong>den</strong>, wo es Schnee gibt, sind alle Bären weiß. Nowaja Semlja ist im hohen<br />

Nor<strong>den</strong>, und dort ist immer Schnee. Welche Farben haben dort die Bären?“<br />

Die Antworten hätten die Unfähigkeit der Befragten zu formal-logischen<br />

Schlüssen gezeigt. Zum Beispiel hätten sie geantwortet, es gebe verschie<strong>den</strong>e<br />

Tiere oder man habe mal einen schwarzen Bären gesehen oder wer sie noch<br />

nicht gesehen habe, der könne auch nichts dazu sagen.<br />

Die Erklärung da<strong>für</strong> sei, dass ich die Antworten des analphabetischen<br />

Proban<strong>den</strong> nicht auf logische Implikationen bezögen, sondern auf persönliche<br />

Erfahrungen. Urteilen und Schließen gelingen aufgrund der eigenen Erfahrung.<br />

Der Proband antworte klug über praktische Dinge und benutze seinen<br />

gesun<strong>den</strong> Menschenverstand. Er akzeptiere allerdings nicht die vom<br />

Versuchsleiter gegebenen Prämissen, fasse sie vielmehr als Einzelsätze auf<br />

und verweigere das Schlussfolgern aus dem Syllogismus.<br />

Wenn es um solche logischen Schlussfolgerungen geht, dann lassen sich<br />

ähnliche Schwierigkeiten teilweise auch in modernen Gesellschaften<br />

beobachten. Bei Kindern, die noch nicht das formal-operative Stadium erreicht<br />

haben, ist dies klar. Sie haben Schwierigkeiten, die richtigen Schlüsse aus<br />

Aussagen zu ziehen, insbesondere dann, wenn Voraussetzungen der<br />

Wirklichkeit oder ihren eigenen Annahmen widersprechen. Ein Beispiel <strong>für</strong> eine<br />

Kombination solcher Aussagen von Moshman und Franks belegt dieses: „Wenn<br />

Hunde größer sind als Elefanten und Elefanten größer als Mäuse, sind Hunde<br />

größer als Mäuse.“ 87 Kindern fällt hier das logische Schließen besonders<br />

schwer, weil sie die Voraussetzung nicht akzeptieren können, dass Hunde<br />

größer sind als Elefanten. Während es sich hier um Kinder handelt, die noch<br />

nicht das formal-operative Stadium erreicht haben, sind es in vorindustriellen<br />

Gesellschaften oft Erwachsene.<br />

86 Kutzner, Oesterdiekhoff/ Rindermann (2008: 89)<br />

87 Berk (2005: 504)<br />

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