04.11.2013 Aufrufe

Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

haben: Nur in ihnen fin<strong>den</strong> sich Institutionen und Verfahren, die entsprechende<br />

kognitive Anforderungen stellen. Komplementär ergibt sich die Erklärung <strong>für</strong> das<br />

präformale Denken in traditionalen Milieus von selbst: In Gesellschaften, in<br />

<strong>den</strong>en ungefähr 90 % der Bevölkerung von Jagd und Agrarwirtschaft leben,<br />

genügt repräsentationales Denken zur Bewältigung der hergebrachten<br />

Arbeitstechniken in Landwirtschaft, Handel und Handwerk sowie der<br />

kommunikativen Abläufe.“ 91<br />

<strong>Das</strong> bedeutet, dass sich die kognitive Entwicklung an die Anforderungen der<br />

Umwelt anpassen kann. Dort wo präformales Denken ausreicht, wird die<br />

Fähigkeit zu formalen Operationen nicht ausgebildet, je<strong>den</strong>falls nicht von selbst,<br />

und die unteren Entwicklungsstadien bleiben wirksam.<br />

Als wesentliche Bedingungen <strong>für</strong> die Entwicklung der formalen Operationen<br />

gelten Alphabetisierung sowie Stadt-, Schul-, Berufs- und Mittelschichtkultur. 92<br />

All diese Forschungsergebnisse zeigen <strong>den</strong> Einfluss der sozio-kulturellen<br />

Bedingungen auf die kognitive Entwicklung. Sie zeigen, unter welchen<br />

Bedingungen das konkret-operationale oder formal-operative Stadium erreicht<br />

wer<strong>den</strong> kann. Sie zeigen außerdem deutlich, dass die Altersgrenzen <strong>für</strong> die<br />

Wechsel der Entwicklungsstadien, die Piaget angegeben hat, nicht starr sind.<br />

Somit ist davon auszugehen, dass die Altersgrenzen in unserer<br />

technologisierten Welt nach unten korrigiert wer<strong>den</strong> müssen. Denn ebenso wie<br />

die industrielle Gesellschaft durch veränderte Anforderungen an die Individuen<br />

anders auf die kognitive Entwicklung wirkt als die vorindustrielle Gesellschaft,<br />

hat die informationstechnische Gesellschaft mit wieder veränderten<br />

Anforderungen an die Individuen eine Auswirkung auf die kognitive<br />

Entwicklung.<br />

So sieht auch Dittmann 93 , dass „in Anbetracht dessen, dass der Gebrauch von<br />

Medien bisher offenbar immer einen direkten Einfluss auf das menschliche<br />

Bewusstsein hatte“, sich die Frage aufwerfe, ob und inwieweit die Nutzung des<br />

Internets und insbesondere der Online-Kommunikation die kognitive<br />

Entwicklung und <strong>den</strong> Sprachgebrauch präge oder prägen werde.<br />

91 Oesterdiekhoff (1997: 125 f.)<br />

92 Oesterdiekhoff (1997: 61)<br />

93 Dittmann (2002: 14)<br />

149

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!