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Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

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zur Entwicklungspsychologie eingehen, die man unter Berücksichtigung der<br />

sozio-kulturellen Einflüsse gewonnen hat.<br />

Seit <strong>den</strong> dreißiger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts beschäftigen sich<br />

Forscher mit der Frage, ob Piagets Theorie universell gilt. Dazu waren<br />

Untersuchungen in unterschiedlichen sozialen Schichten und kulturellen<br />

Umwelten nötig. Oesterdiekhoff berichtet von der Entwicklung einer<br />

„Hochkonjunktur transkultureller Piaget-Psychologie“ 73 , es lägen inzwischen<br />

über tausend Untersuchungen aus fast allen Ländern und Ethnien des Planeten<br />

vor. Diese zeigten, dass alle gesun<strong>den</strong> Menschen aus allen Kulturen und<br />

Umwelten die ersten bei<strong>den</strong> Stadien der kognitiven Entwicklung – das<br />

sensomotorische und das präoperationale Stadium des symbolischen und<br />

anschaulichen Denkens – entwickelten, mit weitgehend i<strong>den</strong>tischen<br />

Charakteristika, wie Piaget sie ermittelt habe. Dann aber stellten sich, im<br />

Gegensatz zu ursprünglichen Annahmen Piagets hinsichtlich der Universalität<br />

seiner Theorie, verschie<strong>den</strong>e kulturbedingte Abweichungen der kognitiven<br />

Entwicklung ein. <strong>Das</strong> Stadium der konkreten Operationen werde nicht von allen<br />

Menschen auf allen inhaltlichen Gebieten erreicht, ferner gebe es große<br />

Unterschiede hinsichtlich des Lebensalters, in dem dieses Stadium elaboriert<br />

werde. Soziale, technische und andere Umweltanforderungen müssten<br />

vorhan<strong>den</strong> sein, um die Etablierung der konkreten Operationen zu provozieren.<br />

Auch die IQ-Forschung bestätigt diese These. Ohne hier <strong>den</strong> Begriff<br />

Intelligenzquotient zu definieren und auf die Problematik seiner Bestimmung<br />

einzugehen, kann von einem Zusammenhang zwischen kognitiver Entwicklung<br />

und Intelligenz ausgegangen wer<strong>den</strong>, sodass auch die IQ-Forschung<br />

interessante Indizien liefert. Es seien bei voralphabetischen Ethnien, die jagend,<br />

sammelnd, bäuerlich oder viehzüchterisch tätig seien, unabhängig von ihrer<br />

Ethnie, Religion oder kontinentalen Abstammung rund um <strong>den</strong> Globus<br />

empirisch IQ-Mittelwerte ungefähr zwischen 50 und 75 festzustellen. 74<br />

In demselben Bereich finde man die Werte bei vor 100 Jahren an<br />

analphabetischen Europäern durchgeführten und dokumentierten<br />

Intelligenztestungen. Es spreche stark <strong>für</strong> eine Kulturtheorie der Intelligenz,<br />

wenn vormoderne, nicht alphabetische Ethnien unabhängig von Rasse, Kultur<br />

oder Religion IQ-Werte in diesem niedrigen Bereich hätten.<br />

73 Oesterdiekhoff (1997: 36 f.)<br />

74 Oesterdiekhoff in Oesterdiekhoff/ Rindermann (2008: 10)<br />

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