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Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

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Die Prüflinge sollen nun entschei<strong>den</strong>, welche Karten umgedreht wer<strong>den</strong><br />

müssen, um herauszufin<strong>den</strong>, ob die Regel tatsächlich gilt. Bei dieser<br />

Untersuchung wählten nur 5 von 128 Proban<strong>den</strong> die richtige Antwort. Am<br />

beliebtesten war die Antwort, man müsse die Karten mit E und 4 umdrehen.<br />

Sollte eines dieser zuletzt genannten Beispiele als Argument gegen die These<br />

angeführt wer<strong>den</strong>, dass das formal-operative in modernen Gesellschaften<br />

früher und auch weiter verbreitet ausgeprägt wird als in vorindustriellen<br />

Gesellschaften, so ist zu aus mehreren Grün<strong>den</strong> zu widersprechen.<br />

Denn in diesen Beispielen wer<strong>den</strong> schon mehr als einfache formale<br />

Operationen verlangt. Beim ersten Beispiel wird der Schluss dadurch erschwert,<br />

dass der dargestellte Sachverhalt <strong>den</strong> Tatsachen widerspricht. Beim zweiten<br />

Beispiel ist zu be<strong>den</strong>ken, dass die logische Struktur der Implikation<br />

mathematisch ausgebildeten Menschen klar ist, dass aber Lernende oft noch<br />

die Implikation mit der Äquivalenz verwechseln oder zumindest keine klare<br />

Vorstellung von der logischen Struktur einer Implikation haben.<br />

Erschwert wird der Schluss durch <strong>den</strong> eher abstrakten Sachverhalt. Es wurde<br />

schon gezeigt (vgl. Griggs/ Cox), dass ein gleich strukturiertes Problem in<br />

einem anderen, der Lebenswelt der Proban<strong>den</strong> näheren Kontext, zu viel mehr<br />

richtigen Schlüssen führt.<br />

Weiter ist zu entgegnen, dass Piaget sich vorwiegend mit der Kompetenz und<br />

nicht mit der Performanz beschäftigt hat.<br />

Allerdings kann von der fehlen<strong>den</strong> Performanz nicht auf die fehlende<br />

Kompetenz geschlossen wer<strong>den</strong>. <strong>Das</strong>s also in einem Bereich des Stadiums ein<br />

Verhalten nicht beobachtet wird, heißt nicht, dass die potenzielle Fähigkeit dazu<br />

nicht vorhan<strong>den</strong> ist und dass das Stadium nicht ausgeprägt ist.<br />

Zusammengefasst herrscht in der Entwicklungspsychologie Einigkeit darüber,<br />

dass diese vier Piagetschen Entwicklungsstadien nur in dieser Reihenfolge<br />

durchlaufen wer<strong>den</strong> können. Es kann also keines der Stadien übersprungen<br />

wer<strong>den</strong>. Es herrscht ebenso Konsens darüber, dass die Ausprägung des letzten<br />

Stadiums stark von sozio-kulturellen Bedingungen beeinflusst wird. In welcher<br />

Weise diese Bedingungen aber wirken, muss noch besprochen wer<strong>den</strong>.<br />

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