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Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

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erneut gefragt. Dieses Experiment hätten sie nun in einem zweiten Versuch so<br />

abgewandelt, dass nicht der Tester selbst, sondern ein Teddybär die Perlen<br />

zusammenzuschieben schien, als der Tester gerade weggeschaut hätte.<br />

Der Tester habe sich dann beklagt, der Bär hätte leider alles<br />

durcheinandergebracht, und habe gefragt, wo nun mehr Perlen seien. In<br />

diesem Fall hätten die Kinder sich meistens nicht durch die unterschiedlichen<br />

Kettenlängen beeinflussen lassen und meist richtig geantwortet. Nach<br />

Vermutung der Forscher wür<strong>den</strong> die Kinder im letzten Fall die erneute Frage <strong>für</strong><br />

ehrlich halten, während es ihnen im ersten Fall rätselhaft erscheine, warum<br />

man sie überhaupt ein zweites Mal befrage. 65<br />

In Mehlers und Bevers Experiment bewältigen die jüngsten, etwa zweijährigen<br />

Kinder <strong>den</strong> Test sowohl mit Murmeln als auch mit Bonbons.“ 66<br />

Die Altersgrenze <strong>für</strong> das Erkennen der Invarianz muss also nach unten<br />

korrigiert wer<strong>den</strong>. Es gibt weitere Beispiele da<strong>für</strong>, dass Kinder schon viel früher<br />

bestimmte kognitive Fähigkeiten besitzen, als von Piaget vermutet. So zeigten<br />

neue Untersuchungen, dass sogar schon Säuglinge über einen Zahlensinn<br />

verfügen: „Anfangs wur<strong>den</strong> diese Versuche mit Kindern im Alter von sechs und<br />

sieben Monaten durchgeführt, aber wenige Jahre später wiesen Sue Ellen<br />

Antell und Daniel Keating von der Universität Maryland mit einem ähnlichen<br />

Verfahren nach, daß selbst Neugeborene drei bis vier Tage nach ihrer Geburt<br />

zwischen 2 und 3 unterschei<strong>den</strong> können.“ 67<br />

Dehaene beschreibt ein Multimediaexperiment der amerikanischen<br />

Psychologen Starkey, Spelke und Gelman, bei dem ein sechs bis acht Monate<br />

altes Baby vor zwei Leinwän<strong>den</strong> sitze, auf <strong>den</strong>en Dias gezeigt wür<strong>den</strong>. <strong>Das</strong><br />

rechte der Dias zeige zwei alltägliche Dinge in beliebiger Anordnung, das linke<br />

zeige drei Dinge. Gleichzeitig höre das Kind eine Folge von entweder zwei oder<br />

drei Trommelschlägen aus einem Lautsprecher, der sich in der Mitte zwischen<br />

<strong>den</strong> Leinwän<strong>den</strong> befinde. <strong>Das</strong> Baby werde dabei von einer versteckten<br />

Videokamera beobachtet, sodass man messen könne, wie viel Zeit es mit der<br />

Betrachtung jedes der Dias verbringe. Es sei zu beobachten, dass das Baby<br />

zuerst aufmerksam zu <strong>den</strong> Bildern schaue und dabei <strong>den</strong> Bildern mit drei<br />

Gegenstän<strong>den</strong> mehr Aufmerksamkeit als <strong>den</strong>en mit zwei Gegenstän<strong>den</strong><br />

65 Schneider (in NZZ Folio 11/2005)<br />

66 Dehaene (1999: 58)<br />

67 Dehaene (1999: 63)<br />

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