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Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

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Man geht heute davon aus, dass auch die physischen Umweltanforderungen<br />

die Entwicklung der konkreten Operationen beeinflussen. Diese sind in fast<br />

allen Kulturen unterschiedlich entwickelt. 90 Und die formal-logischen<br />

Operationen seien in Industrieländern bereichsspezifisch und in höherer<br />

Bildung stärker ausgeprägt. Diese Unterschiede seien Hinweise darauf, dass<br />

sich die Kognition kulturabhängig vollziehe. Die Anforderungen der<br />

vormodernen Gesellschaften verlangten kein hypothetisch-deduktives Denken,<br />

keine Syllogismen, formale Verallgemeinerungen oder generalisierende<br />

Begriffsbestimmungen. Die Lebensbewältigung in modernen Gesellschaften<br />

verlange grundlegende kognitive Veränderungen.<br />

Nach Oesterdiekhoff erzwingen die ermittelten Korrelationen von Traditionalität<br />

und präformalem Denken einerseits und Modernität und formalem Denken<br />

andererseits die Konstruktion einer allgemeinen ökologischen Theorie, die die<br />

Interdepen<strong>den</strong>zen materieller institutioneller Prozesse und kognitiver Strukturen<br />

im Einzelnen untersucht und aus ihrem Zusammenhang begreift.<br />

Die Evolution der formalen Operationen sei „als ein Erfordernis an kognitive<br />

Kapazitäten zu beurteilen, angesichts differenzierter sozialer Prozesse<br />

adäquate Problemlösungsmechanismen auszubil<strong>den</strong>. Nun weisen die<br />

neuzeitlichen und modernen sozialen und institutionellen Prozesse Strukturen<br />

auf, die in <strong>den</strong> übrigen und bisherigen Gesellschaftsformen hinsichtlich ihrer<br />

sozialen und technischen Qualitäten nichts Gleichwertiges fin<strong>den</strong>. Neuzeitliche<br />

Natur- und Ingenieurswissenschaften, mithin die Industriewirtschaft,<br />

kapitalistische Unternehmungen, formalisiertes Recht und Verwaltung, das<br />

Berufsausbildungssystem und das alphabetisierte und technische Berufswissen<br />

sowie die sozial-kognitiven Anforderungen angesichts sich überschnei<strong>den</strong>der<br />

sozialer Kreise erfordern unmittelbar formal-logisches Denken. So stellen die<br />

Institutionen und technischen Verfahren der industriellen Gesellschaft<br />

Anforderungen an die kognitiven Kompetenzen der Populationen, die ersichtlich<br />

über das Niveau der Arbeitstechniken und der institutionellen Zurüstung<br />

traditionaler Gesellschaften hinausgehen. Damit lässt sich zumindest eine<br />

allgemeine Antwort und Erklärung angeben, weshalb Populationen entwickelter,<br />

modernisierter Regionen in besonderer Weise formales Denken ausgebildet<br />

90 Kutzner in Oesterdiekhoff/ Rindermann (2008: 90 f.)<br />

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