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Das pragmatische Konzept für den Bruchrechenunterricht

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schnell überlastet. Wenn man amerikanischen und chinesischen Kindern<br />

auftrage, sich Namen von Gegenstän<strong>den</strong> zu merken, die in bei<strong>den</strong> Sprachen<br />

gleich lang sind, zeigten junge Chinesen und Amerikaner dagegen keine<br />

unterschiedlichen Gedächtnisleistungen mehr.<br />

Nach Oesterdiekhoff liegen mittlerweile Hunderte von empirischen Studien zur<br />

Entwicklung der konkreten Operationen im Kulturvergleich vor, aus <strong>den</strong>en<br />

hervorgehe, dass die Fähigkeit zu konkreten Operationen in unterentwickelten<br />

Regionen entweder zeitverzögert ausgebildet werde, nur bei einem Teil der<br />

Bevölkerung oder gar nicht in Erscheinung trete. Die Kulturvergleichsforschung<br />

habe gezeigt, dass ökologische, technische, soziale und schulische<br />

Anforderungen die Bedingung <strong>für</strong> die Evokation der konkreten Operationen<br />

seien. 79<br />

Weiter sei die Beherrschung hypothetisch-deduktiver und syllogistischer<br />

Schlussfolgerungen ein klassischer Indikator <strong>für</strong> das Vorliegen formal-logischen<br />

Denkens. Die Kinder entwickelten solche logischen Deduktionen ab dem<br />

10. Lebensjahr. Ein Fehlen solcher Fähigkeiten gelte als Indiz <strong>für</strong> mangelnde<br />

Etablierung formaler Operationen und Kinder unterhalb von zehn Jahren<br />

beherrschten nur empirische Deduktionen. Aus Untersuchungen unter<br />

analphabetischen Erwachsenen in Entwicklungsregionen gehe zudem hervor,<br />

dass auch sie nicht zu diesen Formen des logischen Schließens fähig seien. 80<br />

Schon in <strong>den</strong> 70er Jahren des letzten Jahrhunderts war aus Studien bekannt,<br />

dass viele oder alle Individuen aller Kulturen das Stadium der konkreten<br />

Operationen erreichen, wenn auch gewöhnlich in einem späteren Alter als<br />

Mittelschicht-Europäer. Die Tatsache, dass manche Individuen, auch im<br />

Erwachsenenalter eine präoperationale Art der Argumentation fortsetzen und<br />

dass viele qualitative Unterschiede berichtet wur<strong>den</strong>, zeige, dass<br />

Umweltfaktoren wichtiger sein könnten, als von Piaget in seinen früheren<br />

Studien angenommen. 81<br />

Schon gegen Ende der 70er Jahre ging die Mehrzahl der Forscher davon aus,<br />

dass die Entwicklung der Fähigkeit zum formal-logischen Denken sich erst in<br />

<strong>den</strong> modernen Gesellschaften entwickle. Ohne die Anforderungen in der<br />

79 Oesterdiekhoff (2005: 10 f.)<br />

80 Oesterdiekhoff in Oesterdiekhoff/ Rindermann (2008: 31)<br />

81 <strong>Das</strong>en (1974: 421)<br />

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