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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die wichtigsten Mythen der Sa<br />

Aus diesem Grund begann nun einer der Männer einen Tunnel zu graben, der aus dem mal ins<br />

Freie führen sollte und so entkamen schließlich drei der sieben Männer, während die anderen<br />

vier in den Fluten umkamen. Einer der drei Männer ging zunächst nach Watsun, an die Mündung<br />

des Flusses bei Ranon, zog dann weiter nach Lonau und kehrte schließlich ganz in die<br />

Nähe von Rebrion zurück, an einen Ort, der Tobol heißt. Die beiden anderen Männer waren<br />

direkt dorthin gegangen. Die Männer gründeten die Ortschaften Tobol und Lon Sie. Die Dörfer<br />

Pohurur und Torni waren schon vorher da. Es gab Familien dort und sie lebten in Häusern<br />

zusammen. Einige Zeit verging, bis ein Mann aus der tobol buluim alle Feuer in den anderen<br />

Ortschaften vergiftete, sodaß diese, mit Ausnahme von Pohurur, aufgegeben werden mußten.<br />

Deswegen ging der tobol Mann nach Bunlap und gründete hier ein Dorf. Später folgten ihm<br />

die anderen.“<br />

(Erzählt von Chief Bebe Malegel. Bunlap-Bena, November 2004)<br />

Gegen Ende der Geschichte zögert Bebe Malegel lange, da er sich seiner Sache<br />

nicht ganz sicher ist. Sie berührt hier nämlich zentrale Fragen, vor allem die<br />

nach Rechten am Land und an religiösen Titeln. Auszusprechen, daß die tobol<br />

Leute Bunlap gegründet haben sollen, fällt ihm nicht ganz leicht, da er selbst aus<br />

der ta remlili stammt, die heute unzweifelhaft die einflußreichste buluim ist und<br />

mit verschiedensten Mitteln versucht diese offensichtliche, wenngleich unausgesprochene<br />

Vormachtstellung zu behaupten. Um mir den verzwickten Vorgang<br />

der Gründung des Dorfes Bunlap besser zu erläutern, läßt mich Bebe Malegel<br />

eine Zeichnung anfertigen, aus der hervorgehen soll, wie sich dieser Gründungsvorgang<br />

abgespielt hat. Seine Erklärung beweise, so meint er, daß die<br />

Männer seiner eigenen buluim (ta remlili) an der Gründung deswegen am maßgeblichsten<br />

beteiligt waren, weil der Boden von rebrion der ta remlili gehört<br />

haben soll. Daß der Weg des ta remlili Mannes über Watsun führt, der Name<br />

einer Flußmündung bei Ranon, ist, aus einem Grund, den wir später noch näher<br />

betrachten wollen, für das Selbstverständnis der ta remlili Leute besonders<br />

wichtig. Nebenbei unterstreicht der Verlauf der mythischen Wanderung den Besitzanspruch<br />

der ta remlili Leute auf Lonau, ein (momentan noch) nicht ständig<br />

bewohntes Dorf im Busch, das bei den ta remlili Leuten überaus beliebt ist, weil<br />

es hier, anders als in Bunlap, Wasser in Hülle und Fülle gibt und der Weg zu den<br />

Gärten nicht annähernd so weit ist wie in Bunlap. Möglicherweise war die Gegend<br />

um Lonau früher schon einmal Siedlungsgebiet der ta remlili.<br />

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