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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Symbolische Dimensionen des gol. Versuch einer Analyse<br />

schichte betrachtet werden soll. Das macht die Evaluierung seines Ansatzes aber<br />

nach Auffassung nicht nur von Ethnologen besonders schwierig. Robert Baird<br />

hält Eliades Methode historisch für nicht falsifizierbar, wodurch sie eher zu einem<br />

Hindernis für jede authentische religiös-geschichtliche Erkenntnis wird. In<br />

Bairds Augen ist Eliades Phänomenologie normativ wie die Theologie, da sie<br />

auf einer angenommenen Ontologie beruht, die weder historisch abgeleitet noch<br />

historisch verifizierbar ist (vgl. Baird 1971:86).<br />

Man hat Eliade vielfach vorgeworfen, daß sein Vorgehen lediglich im „System<br />

Eliade“ Sinn mache, das weniger einem wissenschaftlichen Programm als vielmehr<br />

einer Ideologie entspreche. Der österreichische Ethnologe Agehananda<br />

Bharati bemängelt, daß eine methodische Grundlegung in Eliades Ansatz fehle.<br />

Statt dessen habe dieser vielmehr zum Grundsatz erhoben, „irgendwie emotional<br />

über Emotion“ zu sprechen oder religiöse Einsichten und Gefühle dazu zu verwenden,<br />

religiöses Verhalten zu analysieren. Dadurch vermische Eliade die<br />

Ebenen der Betrachtung und projiziere seine persönliche Sehnsucht nach Einheit<br />

des Seins in wissenschaftliche Aussagen hinein, die genau dadurch aber an Wert<br />

verlören (Bharati1983: 37f). Bharati hält grundsätzlich jedes übertriebene Befrachten<br />

eines Begriffes oder Bildes aus einer anderen Kultur für einen „Fehlschluß<br />

der immer tieferen Weisheit“ und kritisiert die darin verborgene ethnozentrische<br />

Grundhaltung. Nicht alles und jedes kulturelle Phänomen habe eine<br />

versteckte, geheimnisvolle Dimension oder enthalte „tiefe Weisheit“. Aus diesen<br />

Gründen hält Bharati Eliades Symboltheorie für „Schreibtischkategorien“, die<br />

der „tatsächlichen Realität“ nicht gerecht würden, sondern vor allem etwas über<br />

das Interesse bzw. den Standpunkt desjenigen aussagen, der ihn verwendet:<br />

„ […] die wirklich modernen Sozialwissenschaftler [stehen] alle auf demselben Boden von<br />

bestimmten Annahmen und einer sehr allgemeinen Orientierung. […] Eliade ist kein moderner<br />

Wissenschaftler, da er nicht akzeptieren kann, daß die für ihn so faszinierenden Symbole<br />

willkürlich sein und auf Übereinkunft beruhen sollen, weil diese Begriffe so gewöhnlich, so<br />

grausam, so amoralisch etc. klingen. Aber genau dies ist die Scheidelinie zwischen romantischen<br />

Schreibtischspekulationen, mögen sie auch noch so gelehrt und im Hinblick auf die<br />

Fülle des Materials bewundernswert sein, und einer konsequenten Analyse.“ (Bharati1983:<br />

47)<br />

Der Ethnologe Edmund Leach vertritt eine ähnliche Auffassung, er sieht den<br />

Wert von Symbolen vor allem in deren binären Beziehungen:<br />

„[... we should] attach importance to structural relations rather than to symbols as such; the<br />

ladder, the boat, the bridge are all ‘the same’ because they do the same thing, they link two<br />

worlds. But in Eliade’s Jungian scheme it is the symbol per se that matters. “ (Leach 1970 in<br />

Ricketts 1973:26).<br />

In eine andere Richtung weist die Kritik von Kurt Rudolph, derzufolge Eliade<br />

die Bedeutung von Symbolik in einer nicht vertretbaren Weise überbewertet habe,<br />

die beinahe einer Beschränkung der Religionswissenschaft auf eine Symbol-<br />

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