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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Ordnung von Raum und Zeit<br />

Am Rand des Tanzplatzes stehen die drei Männerhäuser des Dorfes, die den<br />

verschiedenen in Bunlap ansässigen buluim gehören. Die älteren beiden Männerhäuser,<br />

moltoro und tumpot, stehen auf einem etwa einen Meter hohen steinernen<br />

Podest und überragen dementsprechend den sara. Dieser leicht erhöhte<br />

Bereich ist für die Frauen und alle Mädchen zu jeder Zeit streng verboten. Das<br />

jüngste und größte Männerhaus, lonlimworp, befindet sich hingegen auf einer<br />

Ebene mit dem Tanzplatz. Die Männerhäuser gehören den verschiedenen buluim<br />

des Dorfes, weil diese sie gegründet bzw. gebaut haben und unterhalten. Eine<br />

buluim kann beim Bau eines mal die Federführung übernehmen, aber nicht jede<br />

buluim in jedem Dorf muss zwingend ein Männerhaus besitzen. So ist es also<br />

durchaus möglich ja sogar wahrscheinlich, dass es in einem kleinen Weiler mit<br />

wenigen Bewohnern nur ein mal gibt, das von mehreren buluim gleichzeitig genutzt<br />

wird. Im bevölkerungsreichen Bunlap mit seinen fünf buluim gibt es deswegen<br />

nur drei mal, weil auf dem sara nicht genug Platz für weitere Männerhäuser<br />

zur Verfügung stand. Tumpot ist das älteste Männerhaus. Der Name bedeutet<br />

soviel wie „aus der Erde gekommen“ und verweist auf eine, allerdings in<br />

Vergessenheit geratene, mythische Gründung. Tumpot ist Eigentum der ta lon<br />

bwela mwil Leute, wird aber auch mit der ta remlili in Verbindung gebracht,<br />

weil diese ja von den bwela mwil Leuten adoptiert wurden. Heute sind die ta<br />

remlili Angehörigen nur noch indirekt Miteigentümer von tumpot, da der weiter<br />

oben geschilderte „Adoptionsvorgang“ ja letztlich scheiterte. Daß dieses, der<br />

Überlieferung zufolge älteste Männerhaus in Bunlap der ta ran bwela mwil zugeschrieben<br />

wird, ist m.E. ein weiteres deutliches Indiz dafür, daß die bwela<br />

mwil Leute die eigentlichen Gründer von Bunlap sind. Das zweitälteste Männerhaus<br />

moltoro, ist Treffpunkt der ta tobol, ta lon sie, ta nwis, und ta ran bwelamorp<br />

Leute. Die Mitglieder der ta nwis verließen vor mehreren Jahrzehnten<br />

Bunlap-Bena und gründeten Tanmili, ein neues Dorf mit eigenem mal, einige<br />

hundert Meter unterhalb von Bunlap-Bena. Dennoch hat man nicht vergessen,<br />

daß die ta nwis bei der Errichtung von moltoro beteiligt waren, weshalb man sie<br />

nach wie vor als Miteigentümer nennt, auch wenn sie als solche praktisch nicht<br />

mehr in Erscheinung treten. Das mit Abstand größte mal ist lonlimworp, was<br />

soviel bedeutet wie „im Baum worp“. Der Name bezieht sich auf einen riesigen<br />

Banyanbaum am Kopfende des Hauses. Lonlimworp wurde deutlich später gegründet<br />

als die anderen mal, steht etwas abseits der anderen Männerhäuser und<br />

gehört der ta remlili buluim, die damit sehr deutlich und unübersehbar ihre Eigenständigkeit<br />

und Machtfülle demonstriert, was die in Kap. 9.3 gemachten Beobachtungen<br />

über die besonderen Strategien der remlili Leute bezüglich Machterhalt<br />

und –ausbau weiter erhärtet.<br />

Zwar gehören die mal den einzelnen buluim, in der Regel jedoch herrscht ein<br />

ständiges Kommen und Gehen der Männer zwischen den Männerhäusern. Trinkt<br />

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