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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Einleitung<br />

1. Stand der Forschung – was weiß man über das gol?<br />

Das gol ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig es ist, verläßliche Informationen<br />

über ein fremdes Kulturphänomen zu erhalten. Betrachten wir zunächst die<br />

nichtwissenschaftlichen Interpretationen: Touristen, Journalisten, TV-Teams<br />

oder Filmemacher - sie alle möchten wissen, warum die Sa von Pentecost ein so<br />

„archaisches Ritual“ überhaupt veranstalten. Welche Antworten erhalten sie<br />

und durch wen werden sie vermittelt? Wer kommt als Interpret des Turmspringens<br />

eigentlich in Frage? Zu nennen sind hier in erster Linie die Tourguides der<br />

verschiedenen Reiseveranstalter, die in der Regel die direkten Ansprechpartner<br />

der Besucher vor Ort sind. Bei den Tourguides handelt es sich meistens nicht um<br />

einheimische Sa aus Pentecost, sondern häufig um Ni-Vanuatu aus der Hauptstadt<br />

Port Vila auf der Insel Efate, weil es nur hier die entsprechenden Ausbildungsplätze<br />

und Arbeitsmöglichkeiten gibt. Was sie als nicht Sa-sprechende<br />

Ortsfremde über das Turmspringen wissen, deckt sich in aller Regel mit den<br />

paar Zeilen, die in den überall erhältlichen Reiseführern oder Touristenbroschüren<br />

nachzulesen sind. Wenn die Guides doch ausnahmsweise einmal selbst Sa<br />

sind, kommen sie fast immer von der Westseite der Insel Pentecost, wo man<br />

zwar englisch oder französisch in den Schulen lernen kann, aber der Großteil<br />

des traditionellen Wissens, und nur dafür interessieren sich die fremden Besucher,<br />

seit zwei Generationen verlorengegangen ist. Die einheimischen Guides<br />

wissen daher in aller Regel auch nicht mehr als das, was in den gängigen Broschüren,<br />

Reiseführern oder auf diversen Internetseiten verzeichnet ist. Einige<br />

typische Beispiele für die Interpretation des Turmspringens lauten wie folgt:<br />

„Das nanggol stammt gar nicht aus Pentecost. Das haben einige clevere Leute sich erst während<br />

des zweiten Weltkrieges in Santo abgeschaut, als dort die amerikanischen Fallschirmspringer<br />

trainierten. Das ist letztlich dasselbe, wie diese ganzen Cargo Kulte.“<br />

(Meinung eines australischen Touristen. Feldnotiz <strong>Thorolf</strong> <strong>Lipp</strong> 2002)<br />

“Every year, as soon as the first yam crop begins to show its green tips in early April, islanders<br />

in southern Pentecost begin building at least one huge wooden tower in each village, often<br />

as high as 23m (75ft). On one or two days from April to early June, men jump from these<br />

towers with only two long, elastic vines tied to their ankles to break the fall. While the jump<br />

has its origins in island mythology, Pentecosters believe jumping is necessary to guarantee a<br />

bountiful yam harvest, and the divers' hair is meant to brush the ground to fertilise it.”<br />

(http://www.lonelyplanet.com/theme/religion rel_pentecost.html, Stand: 10. März 2006)<br />

“Pentecost is famous for the gol or land diving ritual which usually takes place on Saturdays<br />

in April and May, its significance being to guarantee a plentiful yam harvest the following<br />

year.”<br />

(Air Vanuatu In-flight Magazine Island Spirit No. 24: 10, 2002)<br />

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