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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Titel, Magie, Geld, Rhetorik, Mut: Bemerkungen zum Ethos der Sa<br />

Sonne ausgesetzt ist. In der Tat sind Tanzplätze meist von großen, weit<br />

ausladenden Bäumen umstanden, so daß diese Herleitung durchaus sinnvoll<br />

erscheint. Eine weitere, nicht minder einleuchtende Erklärung besagt,<br />

daß die mol Titel noch „unterhalb“ der letzten und am höchsten geschätzten<br />

abwal bzw. ban Titel rangieren. Die für mol errichtete Zeremonialkonstruktion<br />

heißt bwelamol und ist für alle sieben mol Titel identisch. Sie<br />

besteht aus mehreren, etwa einen Meter hohen Stämmchen des Drachenbaumes,<br />

die in viereckiger Anordnung in den Boden des Tanzplatzes gerammt<br />

werden, so daß sich wieder eine Art „heiliger, innerer Bereich“<br />

ergibt. Zusammen mit den Drachenbaumstämmchen werden sas mol 139<br />

gepflanzt, rot weiß gestreifte Kroton Blätter, die auch als sas na teul<br />

(Blätter der Jungen) oder sas na isiniri (Blätter der Frauen) bekannt sind.<br />

Die Drachenbaumstämmchen werden mit der Länge nach gefalteten Kokoswedeln<br />

zusammengebunden, deren Blattspitzen nach oben zeigen.<br />

Zusätzlich wird diese Konstruktion noch mit kleinen braunen, gebogenen<br />

magmag Blättern verziert. 140 In einer Ecke finden sich zusätzlich Wurzeln<br />

des shiri beta, oder „Broom Tree“. 141 Die mol Rituale unterscheiden sich<br />

im Wesentlichen nur durch die Anzahl der zu tötenden bzw. bezahlenden<br />

Schweine bzw. durch das erreichte Privileg voneinander, das in diesem<br />

Fall in der Größe bzw. Anzahl an Palmfarnblättern besteht, mit der sich<br />

der Initiand während der Zeremonie schmücken darf. Abends vor dem<br />

Ritual wird im Männerhaus des Initianden ein lok vorbereitet. Am nächsten<br />

Morgen beginnen die Tänze und wenn diese beendet sind, essen die<br />

beteiligten Männer das zuvor zubereitete lok. Danach wird die Zeremonialkonstruktion<br />

vorbereitet und die Schweine daran angebunden. Mindestens<br />

zwei Schweine werden getötet. Drei oder vier weitere Schweine<br />

werden lebend an den Titelgeber bezahlt, je höher der angestrebte mol<br />

Grad, desto mehr Schweine werden als Bezahlung fällig. Weil der mol<br />

Zyklus so langwierig ist, gehen einige Männer nach dem Erreichen des<br />

ersten mol Grades direkt zum ersten abwal Titel bumangari weiter und<br />

lassen die übrigen mol Grade zunächst aus. Es herrscht jedoch keine Einigkeit<br />

darüber, ob dann zunächst alle mol Titel nachgeholt werden müssen,<br />

bevor man zum nächsten abwal Titel meleun fortschreitet und manche<br />

Männer lassen zwei oder mehr mol Grade offenbar gänzlich aus. Nach<br />

dem Ritual muß der Initiand fünf Tage im Männerhaus essen und schlafen.<br />

Erworbenes Privileg: Recht, ein mwil Blatt zu tragen, das auf weniger<br />

als die Hälfte seiner Größe abgeschnitten wird & neuer Name<br />

139 Ein Kroton (Codiaeum). Die genaue botanische Bezeichnung der Art konnte nicht festgestellt<br />

werden, es handelt sich aber keinesfalls um das Blatt eines Orangen bzw. Grapefruitbaumes,<br />

sondern um ein rotgelbes Blatt. der Krotonpflanze.<br />

140 Nicht identifiziert (Jolly 1994a:190).<br />

141 Carmichaelia<br />

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