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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

Wali ansehen wollte, wofür er pro Person mit 7500 Vatu zur Kasse gebeten<br />

wurde. Zur vereinbarten Zeit hatten sich etwa zehn Springer eingefunden, die<br />

von zwanzig Männern und vier Frauen durch Singen und Tanzen unterstützt<br />

werden sollten. Die wichtigsten Akteure an diesem Tag waren aber keineswegs<br />

die Springer selbst, sondern offenbar die Mitglieder eines deutschen Filmteams<br />

unter Leitung von Roland Garve, der nach 1997 ein zweites Mal das gol verfilmen<br />

wollte. 225 Da der TV-Crew das regnerische Wetter nicht paßte, wurde der<br />

Beginn der Sprünge ihrem Wunsch entsprechend und in der Hoffnung auf Besserung<br />

immer weiter hinausgezögert. Schließlich wurde die Veranstaltung ganz<br />

abgesagt. Das bereits bezahlte Geld hingegen wollte Luc Fagos Sohn Eston, der<br />

hier als Organisator auftrat, jedoch nicht wieder zurückzahlen, mit der Begründung,<br />

daß mit dem Moment, wo die Zuschauer den Zaun zum Grundstück überquerten,<br />

in dem das gol stattfinden sollte, die Leistung gol abgegolten sei. Der<br />

Segler wollte dies aber auf keinen Fall akzeptieren und es wäre beinahe zu einer<br />

handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen ihm und Eston Fago gekommen.<br />

Zurück im Dorf beschwerte er sich be Luc Fago selbst, aber auch der verweigerte<br />

zunächst jede Rückerstattung. Auch auf den Hinweis des Seglers, dies sei<br />

schlechtes Geschäftsgebaren und er würde alle Yachten warnen, nicht mehr<br />

nach Wali zu kommen, lenkte er nicht ein. Schließlich wurde das Wetter besser<br />

und der Sprung fand doch noch statt, so daß eine schlimmere Auseinandersetzung<br />

abgewendet wurde. Derlei Beispiele gibt es inzwischen zur Genüge, sie<br />

zeigen, daß bei dieser Form des gol ökonomische Motive ganz eindeutig im<br />

Vordergrund steht.<br />

Willi Orian Bebe hat eine andere Strategie entwickelt, um als gol Veranstalter<br />

langfristig seine ökonomische Existenz zu sichern. Seine Turmspringen in Lonauwepin<br />

finden stets am Donnerstag statt. Da es Donnerstags aber keine Flüge<br />

von bzw. nach Pentecost gibt, müssen seine Besucher schon am Mittwoch<br />

nachmittag mit dem Flugzeug aus Vila in Lonoror ankommen, am darauffolgenden<br />

Donnerstag die Sprünge besuchen und Freitag, mit dem nächsten Flugzeug,<br />

wieder abreisen. Es liegt auf der Hand, daß Willis Geschäftsmodell besonders<br />

einträglich ist: nicht nur, daß er seinen Besuchern die Teilnahme am Turmspringen<br />

berechnet, er beherbergt und verköstigt sie auch noch zwei Nächte lang in<br />

seinem „Resort“, was ihm eine zusätzliche Einkommensquelle verschafft. Ein<br />

„full package deal“ mit Chief Willi Orian Bebes “Nagol Bangolo” in Pangi kostete<br />

im Jahr 2002 incl. Hin- und Rückflug von Vila nach Lonoror, zwei Übernachtungen<br />

sowie einfachem Eintritt ohne Foto- oder Filmaufnahmen 33.900<br />

Vatu. Im Jahr 2004 ist auch dieses Komplettpaket teurer geworden und kostete<br />

nun 38.900 Vatu. Im Jahre 2006 sind die Kosten gar auf 47.600 Vatu gestiegen<br />

(ca. € 350,-) Gleiches gilt auch für die bloßen Übernachtungspreise, die jetzt mit<br />

5000 Vatu pro Nacht zu Buche schlagen.<br />

225 Ob dieser Film publiziert wurde, ist mir nicht bekanntgeworden.<br />

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