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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die wichtigsten Mythen der Sa<br />

his pigs, and they quickly grew to be enormous. His herd was so large and his tuskers so<br />

many that he was able to hold a grade taking ritual. At dawn, on the day of the ceremony, the<br />

conch shell was blown. Then, the shark awoke, and hearing the noise knew that his conch had<br />

been stolen. He then realized that his spear was also missing. So, enraged, he created a swirling<br />

hurricane and turbulent seas. Tidal waves swept over the peninsular at a point called ta<br />

loas (meaning forbidden food; i.e. shark), where the men were dancing. They were thus cut<br />

off from the rest of the island. They fled in three directions; one group paddled their canoes<br />

north to join the men of ta lon sie (close to the present site of Pohurur); they took the spear.<br />

The second swam to Wanur, they took the conch. The rest remained at Sarop without either.”<br />

(Jolly 1994a: 99).<br />

In dieser Geschichte erfahren wir, daß der „ursprüngliche” Siedlungsort der ta<br />

ran bwelamorp Leute Sarop war und daß eine, von einem mythischen Hai erzeugte<br />

Welle einen Teil der Bevölkerung vertrieben hat. Tatsächlich wird die<br />

relativ schmal sich ins Landesinnere erstreckende Baie Martelli immer wieder<br />

von zerstörerischen Flutwellen heimgesucht. Zuletzt ergoß sich im Jahre 2000<br />

eine solche, mehrere Meter hohe Welle, die nach einem unterirdischen Vulkanausbruch<br />

bei Ambrym entstand, in die Bay. Sieben Menschen starben, über hundert<br />

konnten sich durch Flucht in das höher gelegene Landesinnere in letzter Sekunde<br />

retten. Das Dorf Sarop wurde völlig zerstört, lediglich die Betonmauern<br />

der kleinen anglikanischen Kirche blieben stehen. Heute ist die ursprüngliche<br />

Siedlung nahe am Ozean endgültig aufgegeben, die übriggebliebenen Bewohner<br />

haben, mehrere hundert Meter im Landesinneren, eine neue Siedlung errichtet.<br />

In der Tat siedeln ta ran bwelamorp Leute heute zu je etwa einem Drittel in<br />

Bunlap und an der südlichen Westküste (auch in Wanur). Ein anderes Drittel<br />

lebt in Rantealing, einer Siedlung oberhalb von Baie Martelli. Auch hier finden<br />

wir also erstaunliche Parallelen zwischen Mythos und Geschichte (vgl. Kirch &<br />

Green 2001; Bargatzky 2003). Der Mythos besagt, daß die bwelamorp Leute<br />

noch vor der Gründung Bunlaps nach Norden gewandert sind, da die Siedlung<br />

Torni nahe bei Pohurur mit der Gründung von Bunlap aufgegeben wurde (vgl.<br />

den Mythos von der Gründung Bunlaps). Einige bwelamorp Familien jedoch<br />

blieben offenbar in Pohurur, wo sie bis heute leben. Als ich mich während meiner<br />

Feldforschung im Jahre 2004 auf die Suche nach den im Mythos bezeichneten<br />

Orten machte und so auch nach Baie Martelli gelangte, legte mir einer meiner<br />

wichtigsten Informanten und besten Freunde, Moses Watas aus der ran bwelamorp,<br />

sehr ans Herz, ich möge mir das Meer vor der Baie Martelli ganz genau<br />

betrachten, da man dort immer noch an den hellen Flecken die seichten Stellen<br />

erkennen könne, wo einst das Ursprungsland der bwelamorp Leute gewesen sei.<br />

In der Tat gibt es diese seichten Stellen, die ich zunächst für ein Riff hielt. Andererseits<br />

kann ich nicht ausschließen, daß durch eine frühere Flutwelle genau<br />

an diesem Punkt tatsächlich Land zerstört wurde. In jedem Fall aber sind, dem<br />

Mythos zufolge, die bwelamorp Leute „Angeschwemmte“, die in Bunlap keine<br />

allzulange zurückreichenden Landrechte besitzen.<br />

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