VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

Gol und Mythos – Versuch einer Mythenanalyse
A: Mann heiratet Frau
B: Frau läuft weg
C: Mann sucht Frau
D: Frau wendet List an
E: Mann zeigt Glied
F: Frau beschneidet Glied
G: Mann empfindet Schmerz
H: Frau empfindet Lust
(Der zeitliche Ablauf der Geschichte muß von oben nach unten gelesen werden.)
Tafel 17: Die wichtigsten Mytheme aus Mythos IX.
Auch dieser Mythos hat im Kern den Dualismus zwischen Mann und Frau zum
Inhalt. Bereits in der Reduktion auf die Mytheme wird die Dialektik der Handlungen
deutlich, die in der basalen Erfahrung besteht, daß auf jede Reaktion des
(männlichen) Selbst eine (gefährliche) Gegenreaktion des (weiblichen) Anderen
folgt. Wiederum wollen wir nun, in einer zweiten Tabelle, alle thematisch zueinander
gehörenden Beziehungen in einer senkrechten Spalte gruppieren. Dabei
werden auch hier solche Mytheme um so näher beieinander plaziert, je verwandter
ihre Subjekt-Prädikat Beziehung ist und umgekehrt. Das Bild, das sich hier
ergibt, scheint zunächst weniger eindeutig zu sein als in Tafel 16. weiter oben,
bei genauerem Hinsehen stellt sich allerdings heraus, daß der Mythos hier eine
ebenso prägnante Botschaft bereithält.
Mann heiratet
Frau
Mann empfindet
Schmerz
Frau läuft weg
Frau wendet List
an
Mann sucht Frau
Mann zeigt Glied
Frau empfindet Lust
Frau beschneidet Glied
(Hier ist der zeitliche Ablauf der Geschichte gänzlich aufgelöst, nur noch die Subjekt-Prädikat
Beziehungen sind entscheidend)
Tafel 18: Versuch einer strukturalistischen Analyse von Mythos IX.
Mir scheint, daß in diesem Fall die beiden Mytheme „Mann heiratet Frau“ und
„Mann empfindet Schmerz“ das Anliegen des Mythos besonders deutlich zum
Ausdruck bringen: die Heirat eröffnet dem Mann die potentiell bedrohliche Welt
der Sexualität , bedeutet also gleichzeitig seine Gefährdung („Frau beschneidet
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