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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Symbolische Dimensionen des gol. Versuch einer Analyse<br />

‚primitive’ peoples… as… Eliade has brilliantly recognized and richly documented…“<br />

(vgl. Lincoln 1981:358). In seinem ersten Buch, „Emerging from the<br />

Chrysalis“ (1981) analysiert Lincoln weibliche Initiationsritten ganz im Eliadeschen<br />

Sinne in Hinblick auf die symbolisch religiösen Bedeutungen. Zehn Jahre<br />

später, im Nachwort zur zweiten Auflage (1991), distanziert er sich von der ersten<br />

Fassung des Buches und betont nun mehr die sozioökonomischen Aspekte<br />

der untersuchten Phänomene. Er würde, so sagt er, heute aber nicht nur einen<br />

anderen wissenschaftlichen Fokus anlegen, sondern überdies eine andere moralische<br />

Evaluation vornehmen:<br />

„I have come to vie wimmoral any discourse or practice that systematically operates to benefit<br />

the already privileged members of society ath the expense of others, and I reserve the same<br />

judgement for any society that tolerates or encourages such discourses and practices. By these<br />

standards few, if any, rituals of women’s initiation fare very well, and looking back, I fear that<br />

in some measures I was myself seduced by the elegant structures, well wrought symbolism,<br />

and complex ideologies that are found within these rituals.” (Lincoln 1991:112).<br />

Im Jahre 1999 bringt Lincoln mit “Theorizing Myth. Narrative, Ideology, and<br />

scholarship“ erneut einen Beitrag zur Mythosforschung heraus, geht da aber nur<br />

noch am Rande auf Eliade ein, da sich zuvor bereits Ivan Strenski in „Four theories<br />

of myth in twentieth-century history: Cassirer, Eliade, Lévi-Strauss, and<br />

Malinowski“ mit Eliades Mythoskonzept beschäftigt hatte. Das was er hier über<br />

Eliade sagt, bleibt sachlich und voller Bewunderung für das Werk des Gelehrten,<br />

den er, zusammen mit Dumezil und Lévi-Strauss, zu den drei bedeutendsten<br />

Mythos-Forschern des 20. Jhs. zählt. Dennoch meint er abschließend, daß er, bei<br />

allem persönlichen Respekt für seinen ehemaligen Lehrer, seinem wissenschaftlichen<br />

Ansatz nicht viel Zukunft gebe: „I am forced to conclude, that the flaws<br />

that have been identified in Eliades work are real and grievous” (Lincoln<br />

1999:146).<br />

Ein unaufgeregter und aufschlußreicher Beitrag zur Eliade Diskussion stammt<br />

von Ulrich Berner. Im gerade erst erschienenen Sammelband „The International<br />

Eliade“ zeigt er in einem Vergleich dreier, aus der Antike selbst stammender<br />

Interpretationen des Adonis Mythos, daß es schon zu dieser Zeit mythische, rationale<br />

und theologische Zugänge bzw. Deutungsversuche mythischer Texte gegeben<br />

habe. Sie alle eröffneten zwar unterschiedliche, nichtsdestoweniger aber<br />

fruchtbare Einsichten. Auf dieser Folie kann Berner eindrucksvoll zeigen, daß es<br />

bei der Eliade Diskussion vielfach weniger um die Sache selbst, sondern vielmehr<br />

um eine geradezu „religiöse Kontroverse“ zwischen religiösen und nichtreligiösen<br />

Wissenschaftlern entstanden ist. Der Fehler beim Umgang mit Eliade<br />

liege vielfach in der Erwartung dessen, so Berner, daß man von Eliades Ansatz<br />

erwarte, er müsse entweder alles oder aber, er könne gar nichts erklären. Ulrich<br />

Berner ist zuzustimmen, wenn er behauptet, daß ein unzweifelhafter Wert von<br />

Eliades Ansatz nicht zuletzt in einer vorsichtigen Interpretation der religiösen<br />

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