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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

Diese mutigen und in der Sache zutreffenden Worte richteten sich gegen Vermittler<br />

und Landbesitzer, sowie gegen die Mitglieder des Councils. Indirekt<br />

wandte sich Chief Warisul damit aber auch gegen Chief Telkon und seine Söhne<br />

Warisus und Bebe, weil diese den Löwenanteil der Gelder eingenommen hatten,<br />

die den kastom Leuten überhaupt übriggeblieben waren. Da Chief Warisul tatsächlich<br />

jedoch nur wenig Macht besitzt, verwundert es nicht, daß eine Antwort<br />

des Council ausgeblieben ist. Tatsächlich folgen die kastom Leute im Zweifelsfall<br />

auch heute noch eher den vagen finanziellen Versprechungen von Chief<br />

Telkon und seinen Söhnen, obwohl sie von diesem schon unzählige Male enttäuscht<br />

worden sind. Die Hoffnung, so besagt das alte Sprichwort nun einmal,<br />

stirbt zuletzt.<br />

Abschließend muß jedoch erwähnt werden, daß in verschiedenen Dörfern von<br />

Südpentecost auch heute noch Turmspringen abgehalten werden, ohne daß zahlende<br />

Touristen anwesend sind. Zwischen 1998 und 2004 gab es, laut Auskunft<br />

von Kiliman, drei gol in Point Cross, weil die Jungen und jungen Männer des<br />

Dorfes eben „einfach nur springen“ wollten. Im Jahr 2004 veranstaltete eine<br />

Gruppe halbwüchsiger Jungen ein gol in Farsari (Santari). Sie bauten einen kleinen<br />

Turm und 5 Jungen sprangen, „weil wir es wollten“ wie mir der etwa<br />

14jährige Melsul David mit leuchtenden Augen berichtete. In Bunlap fand<br />

letztmals 2001 ein gol ohne Besucher statt, in Murubak im Jahr 2000.<br />

14.10 Zielgruppen und Veranstaltungsformen des gol Tourismus<br />

Betrachten wir nun, wie die Turmspringen auf der Westseite von Pentecost<br />

heutzutage, im Jahr 2004, organisiert werden. Dabei beschäftigen uns im Einzelnen<br />

die Fragen, wie die Besucher sich voneinander unterscheiden, welche<br />

Preise für das bloße Zusehen, Photographieren oder Filmen der Veranstaltung zu<br />

bezahlen sind und wieviel sich für Bauleute, Springer, Organisatoren und Vermittler<br />

daran verdienen läßt. Vorgreifend läßt sich sagen, daß es im Wesentlichen<br />

vier Typen von gol-Touristen gibt: Kunden der nationalen Reiseagenturen,<br />

Kreuzfahrttouristen, Individualreisende und Filmteams.<br />

Nehmen wir zunächst die mit einigem Abstand häufigste Veranstaltungsform in<br />

den Blick, nämlich diejenigen Turmspringen, bei denen Reiseagenturen in Port<br />

Vila als Schnittstelle zwischen lokalen Veranstaltern und Besuchern in Erscheinung<br />

treten. Im Jahr 2004 waren dies „Surato Tamaso Tours“, „Island Safaris“,<br />

„Frank King Tours“, „Destination Pacific Islands“ und „Horizon Group Tours“.<br />

Damit die Agenturen ihre Kunden überhaupt nach Pentecost schicken können,<br />

ist ein langer organisatorischer Vorlauf nötig. Bereits Monate im Voraus teilen<br />

die lokalen Veranstalter den Agenturen in der Hauptstadt Port Vila die Termine<br />

mit, an denen sie ihre Turmspringen abhalten werden. Meist gibt man pro Dorf<br />

und Saison vier bis sechs Vormittage an immer gleichen Wochentagen zwischen<br />

April und Juni an, fast immer handelt es sich dabei um Samstage oder Sonntage.<br />

Die Agenturen unterbreiten potentiellen gol-Touristen dann eine Art Komplettangebot,<br />

das in der Regel auch den Flug und, falls nötig, die Unterkunft enthält.<br />

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