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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

kon für die Verwaltung der Gelder zuständig und sorgte für die Bezahlung der<br />

Mitwirkenden. Den weitaus größeren Anteil aus den 1.2 Millionen Vatu, die für<br />

die Organisation des Turmspringens selbst zur Verfügung standen, erhielten die<br />

Vermittler (Luc Fago), die Organisatoren (Chief Telkon und seine Söhne Warisus<br />

und Bebe) die Landbesitzer (Chief Willi Orian Bebe, Harry Middle und weitere<br />

Chiefs aus Pangi), die übrigen Vertreter des "Council blong Tourism blong<br />

Saot Pentikos" sowie der Baumeister (Warisus). Luc Fago und Bebe Telkon gaben<br />

an, pro Tag und Arbeiter 500 Vatu „Baulohn“ bezahlt zu haben. Chief Warisul<br />

hingegen meinte, daß viele Männer für zwei Wochen Bauzeit nur wenige<br />

hundert Vatu, andere sogar, trotz gegebener Versprechungen, überhaupt nichts<br />

bekommen hätten. Wenn man nun vergleichend in Betracht zieht, daß die Männer<br />

aus Bunlap in wochenlanger Arbeit praktisch im Alleingang den Turm errichteten,<br />

dafür aber nur mit insgesamt 300.000 Vatu entlohnt wurden, die überdies<br />

von Chief Telkon, Warisus und Bebe exklusiv verwaltet bzw. „verteilt“<br />

wurden, kann man den Unmut verstehen, der sich bei vielen beteiligten Bauleuten<br />

und Turmspringern breitmachte. Zieht man dann auch noch die tatsächlichen<br />

Baukosten des extra errichteten Stegs in Betracht, die, großzügig geschätzt,<br />

deutlich unter einer Million Vatu gelegen haben dürften, und vergleicht diese<br />

mit den Mühen des Turmbaus und der Gefahr des Turmspringens selbst, so wird<br />

sehr deutlich, wer hier ein erstklassiges Geschäft gemacht hat, wer noch vergleichsweise<br />

gut abschneidet und wem eine drittklassige Behandlung widerfahren<br />

ist. Chief Warisul gibt an, nach dem Ende des zweiten Turmspringens für<br />

die Pacific Sky im Jahre 2004 eine, an alle Beteiligten, insbesondere aber die<br />

Vertreter des "Council blong Tourism blong Saot Pentikos" gerichtete Rede<br />

gehalten zu haben, in der er eindrücklich darauf hinwies, dass es bei der Organisation<br />

nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Das gol für die „Pacific Sky“<br />

sei ursprünglich als eine gemeinsame Veranstaltung des gesamten Südens gedacht<br />

gewesen, weshalb ja auch alle Vertreter des "Council blong Tourism<br />

blong Saot Pentikos" für ihre Vermittlungsleistung Gelder kassiert hätten. Tatsächlich<br />

hätten aber fast nur die kastom Männer aus Bunlap an der Vorbereitung<br />

und Durchführung des Turmspringens mitgearbeitet, seien dafür aber nicht adäquat<br />

bezahlt worden. Das sei ungerecht und müsse sich ändern. Er forderte das<br />

Council auf, in Zukunft nicht wieder den Großteil des Geldes für sich zu verbrauchen,<br />

sondern, wie vereinbart, an diejenigen zu verteilen, die die tatsächliche<br />

Arbeit geleistet hätten. Sollte sich an der momentanen Situation nichts ändern,<br />

würde er, Chief Warisul, eine weitere derartige Veranstaltung nicht mehr<br />

erlauben, bzw. seine Leute aus Bunlap nächstes Jahr nicht mehr kommen lassen.<br />

Dann sollten die übrigen Dörfer selbst sehen, wie sie einen anständigen Turm<br />

zustandebringen und mutige Springer finden würden. Die Touristen kämen, um<br />

kastom zu sehen, also müßten die kastom Leute auch mehr vom gol profitieren<br />

als die skul Dörfer, oder deren Vertreter, die sich an den diversen kulturellen<br />

Aktivitäten praktisch nicht beteiligt hätten, aber den Großteil des Geldes einkassiert<br />

hätten.<br />

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