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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die wichtigsten Mythen der Sa<br />

Je viens, viens, viens pour la mer,<br />

(bis)<br />

Qu’il s’ouvre le bénitier d’elle,<br />

Qu’elle revienne au rivage, Qu’elle aille voir son enfant.<br />

Et la mer se retira et n’arriva plus qu’à ses talons et le bénitier laissa la jeune fille, et Mélésia<br />

et la jeune fille revinrent au rivage, et il dit qu’il l’emmenait dans sa maison. Et les parents<br />

dirent: C’est bien, épouse la, et paie le prix. Et Mélésia dit: Je la paierai combien de cochons?<br />

Et les parents dirent: Tu nous donneras comme prix de notre fille dix cochons. Et Mélésia<br />

emmena cette femme dans sa maison, et le lendemain donna les dix cochons comme prix: 1<br />

cochon de couleur cendré; 2 cochons coupés; 1 cochon entier, 6 truies mères; et il donna en<br />

outre 20 nattes rouges.<br />

(Aus Tattevin 1929:997)<br />

Betrachten wir nun noch einen Mythos, der, in dieser und anderen Varianten in<br />

Bunlap, aber auch in anderen Teilen des Sa Gebietes erzählt wird<br />

VIII. Mythos vom Turmspringen<br />

„In einer längst vergangenen Zeit lebte ein Mann mit dem Namen Tamalié. Seine Frau war<br />

von seiner sexuellen Energie überfordert und hatte bereits mehrfach versucht, ihm davonzulaufen.<br />

Einmal flüchtete sie sich in die Krone eines riesigen Banyan-Baums, aber ihr eifersüchtiger<br />

Ehemann folgte ihr auch dort hinauf. Oben angekommen rief sie ihm zu, wenn er<br />

sie wirklich liebe, müsse er es ihr beweisen, und wie sie selbst auch, vom Baum springen. Als<br />

sie tatsächlich sprang, tat ihr Mann es ihr ohne zu Zögern nach. Dabei bemerkte er zu spät,<br />

daß sie sich eine Liane um die Füße gebunden hatte, die ihren Fall kurz vor dem Aufschlagen<br />

auf dem Erdboden abbremste. Während Tamalié bei dem Sturz zu Tode kam, überlebte sie<br />

unverletzt.“<br />

(Feldnotiz <strong>Thorolf</strong> <strong>Lipp</strong> 1997/2002/2004; vgl.a. Jolly 1994a)<br />

Manchmal ergänzen die Männer die Geschichte mit dem Zusatz, daß sie jetzt<br />

schlauer geworden seien und selber springen würden, während die Frauen unter<br />

dem Turm tanzen müßten. Für die Sa Männer ist es vollkommen unzweifelhaft,<br />

daß Frauen keine aktive Rolle beim Springen übernehmen dürfen. Des öfteren<br />

war zu hören, die Frauen sollten nicht selber springen, weil durch das Umstülpen<br />

des Grasrockes beim Sprung ihr Geschlecht für jedermann sichtbar würde.<br />

Auch der folgende Mythos thematisiert grundsätzlich das Verhältnis zwischen<br />

Mann und Frau und begründet konkret, warum die Beschneidung in die Welt<br />

gelangte.<br />

IX. Mythos von der Beschneidung<br />

„Eine Frau war mit dem Mann Wahbo verheiratet. Die Frau fürchtete sich vor ihm, weil er<br />

einen sehr langen Penis hatte. Sie sagte ihm: wenn du mit mir Liebe machst, fühle ich mich<br />

nicht wohl. Deswegen flüchtete sie vor ihm und lief tief in den Wald hinein. Dort dachte sie<br />

sich einen Trick aus, um den Penis ihres Ehemanns kürzer zu machen. Sie nahm ein Stück<br />

Bambus und schärfte es. Dann stieg sie auf einen Nußbaum und setzte sich in die Äste. Ihr<br />

Ehemann suchte im Wald nach ihr und fand sie endlich. Er sagte zu ihr: ‚Jetzt komme ich, um<br />

Dich zu holen.’ Er dachte: ‚wie gelingt es mir nur, mit ihr Liebe zu machen’. Er dachte nach<br />

und faßte einen Entschluß: ich werde meinen Penis bis zu ihr in die Höhe treiben und dann<br />

dort oben mit ihr Liebe machen. Als seine Frau den Penis kommen sah, beschnitt sie ihn mit<br />

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